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# taz.de -- Ressourcen-Gewinn: Kubas Traum vom Öl
> Eine Bohrinsel schippert derzeit von China nach Kuba. Sie soll in der
> Tiefsee vor Havanna ein riesiges Ölfeld erschließen – und damit die
> Energieprobleme Kubas lösen.
Bild: Dank technologischer Hilfe aus China schwimmen die Kubaner vielleicht sch…
BERLIN taz | "Scarabeo 9" heißt die Bohrinsel, die alle Energieprobleme
Kubas lösen soll. Ende Januar soll der Koloss aus chinesischer Produktion
das erste von fünf Löchern in kubanische Hoheitsgewässer bohren. Den großen
Fund halten nicht nur kubanische, sondern selbst US-amerikanische Experten
für wahrscheinlich.
Derzeit prägen Pferdekopfpumpen die Landschaft auf dem Weg von Santa Cruz
del Norte nach Matanzas. Hier fördert der kubanische Staatskonzern Cupet
seit mehr als zwanzig Jahren schweres, schwefelhaltiges Erdöl. Daraus wird
das Gros der kubanischen Stromproduktion generiert.
Seit Mitte der 90er Jahre konnte die Förderung merklich gesteigert worden.
"Einige neue Vorkommen wurden dank der Kooperation mit internationalen
Förderunternehmen entdeckt, alte effizienter ausgebeutet", bestätigt der
Ökonom der Universität Havanna, Hiram Marquetti. Doch die Hoffnungen auf
den großen Fund erfüllten sich in der Küstenregion nicht.
Das soll sich nun ändern, und selbst Wissenschaftler wie Marquetti oder
sein Kollege Omar Everleny Pérez Villanueva warten gespannt auf die Ankunft
von "Scarabeo 9". Die Bohrinsel ist seit Monaten auf dem Weg nach Kuba, um
den 20. Januar herum soll sie rund 50 Kilometer nordwestlich von Havanna
ihre erste Bohrung in Gewässern von rund 1.500 Meter Tiefe niederbringen;
vier weitere Bohrungen sollen in den nächsten beiden Jahren folgen.
Auftraggeber ist der spanische Erdölkonzern Repsol-YPF. Zahlreiche
internationalen Unternehmen wollen eine Konzession für das Bohrfeld
erwerben. Neben den Spaniern sind Unternehmen aus Malaysia, Indien,
Venezuela, China und Skandinavien vor Ort. Einzig die US-Amerikaner gucken
wegen des Handelsembargos in die Röhre.
## Positive Prognosen
Nur einige Spezialunternehmen für die Bekämpfung von Ölunfällen haben
Sondergenehmigungen vom US-Schatzamt erhalten. Damit sie, wenn es nötig
sein sollte, helfen können, die Keys von Florida vor einer Ölpest zu
schützen.
Sämtliche Prognosen sind positiv, denn nicht nur kubanische Experten wie
Manuel Marrero von Ministerium für Grundstoffe, sondern auch der U.S.
Geological Survey gehen davon aus, dass es große Ölvorkommen in den
kubanischen Hoheitsgewässern im Golf von Mexiko gibt. Auf 20 Milliarden
Barrel schätzen die Kubaner die Vorkommen, auf immerhin 5,5 Milliarden
Barrel die US-Spezialisten; die größte bislang bekannte Lagerstätte in
Saudi-Arabien enthält etwa 30 Milliarden Barrel.
Sollte "Scarabeo 9" nun wirklich ein großes Ölfeld anzapfen, dann wären die
latenten Energieprobleme Kubas Geschichte. Binnen fünf bis sechs Jahren
würde Kuba vom Nettoölimporteur zum -exporteur mutieren. Auf die täglich
90.000 Barrel, die bislang zu Sonderkonditionen vom Bruderstaat Venezuela
geliefert werden, könnte die Regierung von Staatschef Raúl Castro dann
verzichten.
"Erst einmal muss die Plattform zum Einsatz kommen und fündig werden",
mahnt Omar Everleny Pérez zur Besonnenheit. Der Ökonom der Universität
Havanna ist ein Verfechter der Reformen und hält wenig davon, auf die
Ölbonanza zu spekulieren und an venezolanische Verhältnisse zu denken. Dort
ist Benzin billiger als Mineralwasser und die ganze Wirtschaft ist
einseitig abhängig von der Förderung des schwarzen Goldes.
13 Jan 2012
## AUTOREN
Knut Henkel
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