Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Michelle Obama in "The Obamas": Im Dienste des Präsidenten
> Das Buch "The Obamas" skizziert Michelle Obamas Anfangschwierigkeiten im
> Weißen Haus. Die First Lady wehrt sich gegen diese Darstellung.
Bild: Michelle Obama wird 48 Jahre alt - und findet Missfallen an dem Buch, obw…
WASHINGTON taz | Wer im "Goldfischbecken" ist, hat kein Privatleben mehr.
Diese Regel gilt nicht nur für die US-Präsidenten der letzten Jahrzehnte,
sondern auch für ihre Gattinnen. Mit dem Umzug in das Weiße Haus werden
nicht nur ihr Aussehen, sondern auch so intime Dinge, wie ihre
ausserehelichen Affären und ihre körperlichen und seelischen Krankheiten
interessant.
Im Augenblick trifft es Michelle Obama. Ein 359 Seiten dickes Buch ("The
Obamas" von Jodi Kantor) beschreibt ihre anfänglichen
Anpassungsschwierigkeiten an das Leben im Weissen Haus und ihre angeblichen
Spannungen mit wichtigen Beratern ihres Präsidentengatten, darunter dem
inzwischen nach Chicago abgewanderten Rahm Emmanuel.
Dabei entsteht ein Bild, das bei den AnhängerInnen Obamas auf viel
Sympathie stoßen wird: Es handelt nicht nur von dem ersten
afroamerikanischen Paar, das in dem dereinst unter anderem von Sklaven
gebauten Weißen Haus residiert, sondern zugleich von einer Beziehung
zwischen Partnern, die beide Eliteuniversitäten besucht und beide Karriere
gemacht haben und die sich gemeinsam um die Erziehung der Töchter kümmern.
Und von einer gebildeten, selbst bewußten und meinungsstarken Frau, deren
Leben mit dem Einzug ins Weiße Haus plötzlich an enge Grenzen stieß.
## Die Bedenken des Westflügels
Jodi Kantor schreibt, wie die Soziologin und Juristin Michelle Obama,
anfangs im Weißen Haus versucht habe, ihre Berufserfahrung in den Dienst
ihres Präsidentengatten zu stellen. Doch sie blitzt ab. Der Westflügel hat
Bedenken, die Popularität der First Lady könne leiden, wenn sie sich in
Tagespolitik einmische. Bei der demokratischen Basis gilt Michelle Obama
vielen als ideologisch zuverlässiger als ihr Präsidentengatte.
Die First Lady konzentriert sich vorübergehend auf Repräsentation und auf
Wohltätigkeiten. Dann findet sie ihre eigenen Themen. Sie beackert und
propagiert Gemüsegärtnern, ihre Initiative "Move your Body" soll ein
Zeichen gegen das Massenproblem Übergewicht setzen. Und sie gibt sich mit
der Unterstützung von "Soldatenfamilien" patriotisch. Gleichzeitig sorgt
sie dafür, dass ihre zwei Töchter trotz der Kohorte von Geheimdienstlern
und Schaulustigen, zumindest ein Stück normales Leben führen können.
Zehn Monate vor den nächsten Präsidentschafswahlen könnten die
Wiederwahlhelfer von Barack Obama eigentlich froh über das Buch sein. Zumal
die darin beschriebene First Lady auch einen deutlichen Kontrast zu den
Frauen an der Seite der republikanischen Konkurrenten um den Posten abgibt:
Von Frau Gingrich, die stets mit Betonfrisur auftritt, bis hin zur
Millionärsgattin Romney, die mit konsternierender Selbstverständlichkeit
von dem Pferd erzählt, das sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hat.
## Die "wütende schwarze Frau"?
Stattdessen attackieren Michelle Obama und das Weiße Haus das Buch scharf.
Die First Lady erklärt in einem Fernsehinterview, dass sie "The Obamas"
zwar nicht gelesen habe und auch nicht lesen werde. Aber dass sie genug
davon habe, als "wütende schwarze Frau" beschrieben zu werden. Das spielt
auf ein Klischee von der hysterischen und lauten Afroamerikanerin aus
proletarischem Milieu an, das in den vergangenen Jahren vom Showbusiness
vereinnahmt worden ist. Aber das kaum jemandem - auch nicht Buchautorin
Jodi Kantor - zur Beschreibung von Michelle Obama einfallen würde.
Auch die Pressestelle des Weißen Hauses distanziert sich von dem Buch.
Nennt es eine "Überdramatisierung von alten Nachrichten". Geschrieben von
einer "Autorin, die zwei Jahre lang nicht mit den beiden Personen
gesprochen hat, deren Beziehung sie beschreibt". Denn Jodi Kantor hat die
beiden Obamas zuletzt im Jahr 2009 interviewt. Für ihr Buch hat die
Reporterin der New York Times bloss mit Dutzenden von
Weisse-Haus-Mitarbeitern und Freunden der Obamas gesprochen.
Michelle Obama wird jetzt 48 Jahre alt. Seit das Buch erschienen ist,
befindet sie sich auf einer Medienoffensive. Gibt Interviews. Hat einen
eigenen Twitteraccount eingerichtet. Versichert, dass sie - weder jetzt
noch später - keine eigene politische Karriere machen will. Und kündigt an,
dass sie mit ganzer Kraft für ihren Mann Wahlkampf machen will, weil sie
ihn für den besten Präsidenten hält. Der echoet in einer eigenen Erklärung,
dass sie beide im Herbst, wenn er sich öffentlich um eine neue Amtszeit
bewirbt, privat zwanzig Jahre Ehejubiläum feiern.
16 Jan 2012
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## ARTIKEL ZUM THEMA
Obamas neuer Stabschef: Washington-Insider und Finanzjongleur
Wohl aus Frust über seine Erfolgslosigkeit in Haushaltsfragen hat Obamas
Stabschef seinen Hut genommen. An seine Stelle rückt Ex-Hedgefondsmanager
Jacob L. Lew.
Zehn Jahre Guantanamo: Obama bekräftigt Willen zur Schließung
Schon im Wahlkampf 2008 kündigte Obama an, die Schließung des
Gefangenenlagers anzustreben. Er plant es weiterhin. Aber es gibt noch
"Hindernisse", die eine schnelle Umsetzung verzögerten.
Gescheiterte Late-Night-Talks: Narrenkönig ohne Land
Auch Harald Schmidt konnte der Late-Night-Show in Deutschland nicht zum
Durchbruch verhelfen. Es fehlt schlicht an Innovation, Lockerheit und
Promis.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.