# taz.de -- EU-Verordnung zum Datenschutz: Oberdatenschützer lobt EU-Plan | |
> Die neue Datenschutzverordnung werde vieles verbessern, sagt der | |
> Datenschützer Peter Schaar. Zuvor hatte ein Verfassungsrichter vor dem | |
> Vorhaben gewarnt. | |
Bild: Freut sich auf Datenschutz auf höherem Niveau: Peter Schaar. | |
BERLIN taz | Selten wird über ein EU-Vorhaben so heftig gestritten, bevor | |
es überhaupt vorgestellt worden ist. Nächste Woche will die Kommission ihre | |
mit Spannung erwartete Datenschutzverordnung präsentieren. Doch schon im | |
Vorfeld hat der Verfassungsrichter Johannes Masing ungewöhnlich scharf vor | |
dem Vorhaben gewarnt. Er befürchtet künftig eine "Nichtanwendbarkeit | |
deutscher Grundrechte". Und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) | |
sagt, er sehe es kritisch, "eigenes Recht an die Stelle von nationalen | |
Vorschriften zu setzen". | |
Nun mischt sich Peter Schaar, der oberste Datenschützer Deutschlands, in | |
die Debatte ein - und widerspricht dem Verfassungsrichter und dem | |
Innenminister. Die bisher bekannt gewordenen Details der EU-Pläne zeigten | |
"ein deutliches Bemühen, den Datenschutz auf ein höheres Niveau zu | |
bringen", sagte Schaar am Dienstag in Berlin. | |
Bisher ist nur eine vorläufige Fassung der EU-Verordnung im Internet | |
verbreitet worden. In dem 116 Seiten starken Papier finden sich tatsächlich | |
einige Punkte, die den Bürgern in Europa mehr Schutz vor Datenkraken aus | |
der Wirtschaft verheißen. | |
## Firmen sollen sich an EU-Recht halten | |
So sollen beispielsweise soziale Netzwerke wie facebook oder Google+ zu | |
einem "privacy by default" verpflichtet werden. Zu Deutsch: Die | |
Grundeinstellungen der Netzwerke müssen so ausgestaltet sein, dass nur der | |
kleinste Kreis von Freunden die hochgeladenen Daten der Nutzer automatisch | |
sehen kann; wer das anders haben will, muss dies vorher selbst freigeben. | |
Klargestellt werden soll auch, dass sich Internetdienste zwingend an | |
europäisches Datenschutzrecht halten müssen, sobald sie ihre Angebote | |
EU-Bürgern anbieten -und zwar auch dann, wenn sie keine eigene | |
Niederlassung in Europa unterhalten. | |
Insgesamt scheinen mit der EU-Verordnung die Informationsrechte der Nutzer | |
gegenüber der Wirtschaft verbessert und die Befugnisse der | |
Datenschutzbehörden gestärkt zu werden. Bei Verstößen gegen die | |
Vorschriften sind Geldbußen von bis zu 5 Prozent des Jahreseinkommens der | |
jeweiligen Firma im Gespräch. | |
Es gebe sicher noch "verbesserungswürdige Details", sagte der | |
Bundesdatenschutzbeauftragte Schaar am Dienstag. Insgesamt sieht er aber | |
"eine Verbesserung in vielen Punkten". Und dass wichtige Errungenschaften | |
des deutschen Verfassungsgerichts - wie etwa das Grundrecht auf | |
"informationelle Selbstbestimmung" aus dem Volkszählungsurteil - künftig | |
Makulatur sein könnten, sieht Schaar auch nicht. Davor hatte der Karlsruher | |
Richter Masing gewarnt. | |
Ein echtes Urteil wird man allerdings erst am kommenden Mittwoch abgeben | |
können. Da stellt die EU-Kommission ihre Pläne vor. | |
17 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
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