# taz.de -- Umweltschutz in Ecuador: Geld statt Öl | |
> Im Streit über den Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet scheint ein | |
> Kompromiss gefunden. Deutschland gibt zusätzliches Geld, aber nicht für | |
> den gewünschten Fonds. | |
Bild: Um die ecuadorianische Regierung davon abzuhalten, nach Öl zu bohren, wi… | |
BERLIN taz | So richtig sicher ist man sich auf beiden Seiten noch nicht, | |
ob der gefundene Kompromiss ausreicht. Aber die Töne zwischen der | |
Bundesregierung und der ecuadorianischen Staatsregierung werden milder. Und | |
zumindest zunächst scheint das Ziel erreicht: Im Naturschutzgebiet Yasuní | |
im ecuadorianischen Regenwald wird nicht großflächig nach Öl gebohrt. | |
Kurz vor Weihnachten hatte Gudrun Kopp (FDP), parlamentarische | |
Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, in einem Brief an die | |
Fachpolitiker den Kompromissvorschlag verkündet. Demnach werde die | |
Bundesregierung mit Mitteln aus dem Entwicklungs- und dem Umweltministerium | |
das Gebiet Yasuní projektbezogen unterstützen. Insgesamt 34,5 Millionen | |
Euro sind die zusätzlichen Gelder, die die Bundesregierung bereitstellen | |
wird. | |
Der Streit um Yasuní ist einer um grundsätzliche Prinzipien von | |
Entwicklungshilfe: Unter dem Naturschutzgebiet liegen bedeutende | |
Ölreserven. Ein Treuhandfonds sollte sie schützen. Ecuadors Präsident | |
erklärte sich bereit, auf Ölbohrungen zu verzichten, wenn die | |
internationale Gemeinschaft rund die Hälfte der damit verlorengehenden | |
Einnahmen als Entschädigung zahlt. Dem Projekt stimmte 2008 der Bundestag | |
mit großer Mehrheit zu, Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sagte später | |
die Unterstützung ab. Man wolle kein "Geld für Unterlassen" zahlen – und | |
damit keinen Präzedenzfall schaffen. | |
## Zufriedenheit auf deutscher Seite | |
Der Kompromiss scheint nun eine gesichtswahrende Lösung für alle | |
Beteiligten zu sein. Niebel kann vorweisen, dass keine Mittel in den | |
Treuhandfonds fließen und Deutschland sich trotzdem mit Projekten für das | |
Naturschutzgebiet engagiert. Und Ecuador hat mit den neu zugesagten Mitteln | |
im vergangenen Jahr über 100 Millionen Euro eingesammelt und damit das | |
gesteckte Ziel erreicht. "Wir haben der ecuadorianischen Regierung konkrete | |
Vorschläge gemacht, wie wir durch aktives Handeln den Wald im Nationalpark | |
Yasuní schützen und die indigene Bevölkerung dort unterstützen können", | |
sagt Staatssekretärin Kopp. | |
Entsprechend zufrieden zeigen sich Fachpolitiker aus Koalition und | |
Opposition: "Es ist ein umfassendes und langjährig angelegtes Angebot", | |
sagt der CSU-Fraktionsvize Christian Ruck, "es gibt Geld und es wird | |
Projekte geben", die Grüne Ute Koczy. Die Einigung ist aus ihrer Sicht | |
immerhin "der Spatz in der Hand". | |
## Ecuador will mehr | |
Und auch die ecuadorianische Regierung zeigt sich zufrieden. "Wir sind sehr | |
froh über die Entscheidung", sagt der Botschafter in Deutschland, Jorge | |
Jurado. "Das beweist, dass die Bundesregierung an einer weiteren | |
Zusammenarbeit interessiert ist." Jedoch, schränkt er ein, sei die Zusage | |
für die projektbezogene Hilfe "nur ein erster Schritt". Jurado: | |
"Ausreichend ist das nicht." | |
Die Aussagen des Botschafters zeigen: So ganz ist die Kuh doch noch nicht | |
vom Eis. Ecuador muss sich erst mit dem Kompromissvorschlag anfreunden. Und | |
auch von deutscher Seite werden positive Meldungen mit einem Zusatz | |
versehen: "Ich erwarte, dass die ecuadorianische Regierung dieses | |
zielführende Angebot annimmt", sagt CSU-Umweltexperte Ruck, "und wir rasch | |
zu einer Umsetzung kommen." | |
Im März sollen bei Regierungsverhandlungen Projekte bestimmt werden, die | |
Deutschland finanziert. Im Dezember wird die ecuadorianische Seite erneut | |
evaluieren, wie viel Unterstützung im laufenden Jahr für den | |
Regenwaldschutz international eingesammelt werden konnte. | |
23 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
## TAGS | |
Yasuni Nationalpark | |
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