# taz.de -- Biomasse aus Liberia: Holz mit Dreck am Stecken | |
> Kraftwerk Vattenfall will Bäume aus Liberia verfeuern. Doch der dortige | |
> Zulieferer steht in der Kritik von NGOs: Unter anderem seien Bauern | |
> mieserabel bezahlt worden | |
Bild: Holz aus heimischen Wäldern? Nicht bei Vattenfall | |
Scharfe Kritik am Unternehmen, das Biomasse für ein Kraftwerk von | |
Vattenfall in Berlin liefern soll: Buchanan Renewables (BR) soll Bauern in | |
Liberia unter anderem schlechter bezahlt haben als abgesprochen und Bäume | |
nicht wie vereinbart als Biomasse einsetzt haben. Das berichten zwei | |
niederländische Organisationen nach Recherchen vor Ort. | |
Vattenfall plant, in Berlin ein mit Biomasse betriebenes Kraftwerk zu | |
bauen. Ab 2019 sollen am Standort Klingenberg statt Kohle jährlich 500.000 | |
Tonnen Holz verfeuert werden. Damit will der Energiekonzern den CO2-Ausstoß | |
senken. Weil die Brandenburgischen Wälder nicht genug Holz hergeben, hält | |
Vattenfall 20 Prozent an BR, die Kautschukbäume zu Holzchips verarbeiten. | |
Ursprünglich hatte Vattenfall am Standort Klingenberg ein neues | |
Steinkohlekraftwerk bauen wollen, entschied sich aber nach massiven | |
Protesten dagegen. | |
Die niederländischen Nicht-Regierungsorganisationen Somo und Green | |
Advocates, die vor allem zu entwicklungspolitischen Themen und nachhaltiger | |
Entwicklung arbeiten, haben nun die Arbeitsbedingungen der Bauern in | |
Liberia untersucht. Im Rahmen der im November publizierten Studie haben die | |
Autoren mit Bauern vor Ort gesprochen und Dokumente ausgewertet. | |
So lassen die Autoren unter anderem Bauern zu Wort kommen, die angeben, von | |
dem Unternehmen betrogen worden zu sein. Bäume seien vor einer | |
Vertragsunterzeichnung gefällt worden, Landwirte deutlich schlechter | |
bezahlt worden als angekündigt, in einigen Fällen seien die Bäume lediglich | |
abgeholzt worden - und dann auf den Feldern liegen geblieben. In einem vor | |
Ort gedrehten Film lassen die Aktivisten der Organisation die Bauern zu | |
Wort kommen. "700 Bäume wurden abgeholzt, und sie liegen noch immer hier", | |
sagt einer. "Die abgeholzten Flächen sollen wieder aufgeforstet werden, wie | |
versprochen", fordert ein anderer. | |
"Die Probleme, über die die Farmer berichten, waren weitgehend bekannt und | |
im November auch schon gelöst oder wurden bearbeitet", sagt | |
Vattenfall-Sprecher Hannes Hönemann. In der Landwirtschaft komme es vor, | |
dass etwas schneller oder langsamer oder zu anderen Preisen als einmal | |
angenommen passiere. "Ich glaube nicht, dass strukturell verhindert werden | |
kann, dass Geschäftspartner mal unzufrieden sind", so Hönemann. Wenn | |
Landwirte vor Ort Probleme ansprächen, werde daran gearbeitet, sie zu | |
lösen. BR ließ eine Anfrage unbeantwortet. | |
Umweltschützer sind uneins, ob Holzimporte eine gute Lösung sind. Andreas | |
Jarfe, Geschäftsführer des Umweltverbands BUND Berlin, sieht die Pläne eher | |
positiv. "Das Holz erfüllt weitgehend die Kritierien, die wir für den | |
Einsatz holzartiger Biomasse fordern." Dennoch blieben Fragen offen: Etwa, | |
ob Kontrollen sicher stellen könnten, dass nicht Biomasse anstelle von | |
Lebensmitteln angebaut werde. | |
Hartwig Berger, Vorsitzender des Ökowerks im Grunewald, fordert dagegen, | |
Holz nur aus der EU zu verwenden aus sozialen und ökologischen Gründen. | |
"Die Energiekonzerne müssen sich endlich als Dienstleister verstehen, die | |
nicht nur Energie liefern, sondern auch zur Senkung des Verbrauchs | |
beitragen", fordert er. Sinke der Bedarf, reiche auch ein kleineres | |
Kraftwerk aus. | |
Eine Nummer kleiner, fordert auch Michael Schäfer, energiepolitischer | |
Sprecher der Grünen. Einen Import aus Liberia lehnt er aber nicht | |
grundsätzlich ab. Es komme auf die Verträge an und darauf, wie die | |
Kriterien zum Anbau kontrolliert würden. | |
26 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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