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# taz.de -- Hertha BSC im Formtief: Alles eine Frage der Interpretation
> Nach der Heimniederlage gegen Hannover 96 rückt Hertha näher an die
> Abstiegsränge. Die Verantwortlichen finden das nicht so schlimm –
> schließlich sei das Spiel besser gewesen.
Bild: Düstere Minen schon bei der Vorstellung des neuen Übungsleiters im Deze…
BERLIN taz | Von Dieter war viel die Rede, auch in Berlin. Vor Dieter, dem
Hoch mit seinem Frost aus Ost, fürchtete man sich, nicht nur bei der
Hertha: Dieter könnte die Muskeln lähmen. Aber das Problem sollte Michael
lösen, der Trainer: Er sollte den Herthanern Beine machen. Michael, der
Manager, wiederum meinte, das hätte Michael, der Trainer, schon recht gut
gemacht. Dabei hatte Michael, der Trainer, gerade mit seiner Mannschaft
verloren. Wegen Mohammed, dem Stürmer: Der spielte in der gegnerischen
Mannschaft und schoss Mitte der zweiten Hälfte ein Tor - zum Leidwesen von
Michael (Skibbe), dem Trainer, und Michael (Preetz), dem Manager. Und zum
Leidwesen aller Hertha-Fans.
Die Hertha hat die dritte Pleite in Folge eingefahren, 0:1 hieß es am Ende
gegen das abgezocktere Team von Hannover 96. "Wir haben es leider versäumt,
uns mit einem Sieg oder einem Unentschieden selbst zu belohnen", sagte
Trainer Michael Skibbe nach der Partie. Das in der ersten Halbzeit
gefällige, in der zweiten Halbzeit nur noch engagierte Spiel der Hertha
ließ tatsächlich hoffen. Chancen, sich selbst zu belohnen, hatte die Hertha
zuhauf. Aber ein Tor und null Punkte aus zwei Heimspielen und einem
Auswärtsspiel sind kein guter Rückrundenauftakt. 14 Spiele bleiben der
Hertha, um nachzubessern. 14 Spiele, in denen man wohl immer gegen den
Abstieg spielen wird.
Die Berliner, ohne die eminent wichtigen Raffael und Christian Lell, legten
gut los. Die Gäste aus Hannover hingegen agierten im gesamten ersten
Abschnitt seltsam passiv. Von den Kreativzentren der Niedersachsen war
nichts zu sehen, die durch den Ausfall des beim Africa Cup weilenden Karim
Haggui geschwächte Defensive wackelte ein ums andere Mal. Erst recht, als
der in die Innenverteidigung gerückte Christian Schulz verletzt
ausgewechselt wurde. Herthas Dilemma: Man traf trotz bester Chancen nicht.
Einer Mannschaft mit Bundesligareife, so führte der Gast aus Niedersachsen
in der zweiten Hälfte eindrucksvoll vor, reichen wenige gute Momente.
Abdellaoue demonstrierte das in der 68. Minute: Ein Schuss, ein Strich -
und Thomas Kraft im Hertha-Tor hatte keine Abwehrchance. Skibbe
konstatierte einen "Sonntagsschuss" und das Glück auf Seiten der
Hannoveraner. Dieses Glück hatte sich Hannover aber erarbeitet: Nach dem
Wechsel brachte Hannover 96 seine Stärken - schnelles Überbrücken des
Mittelfeldes, Flügelspiel - besser zur Geltung.
## Spielfluss Mangelware
Die Hertha hielt - auch nach einer gelb-roten Karte gegen den
Bundesliga-Debütanten Sebastian Neumann eine Viertelstunde vor Schluss - im
Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten bis zum Ende dagegen. Spielfluss und
Kombinationen aber waren Mangelware bei der Hertha in den zweiten 45
Minuten, die Aktionen wirkten nur noch bemüht. Ein Konzept war nicht mehr
erkennbar.
In Berlin wird es sehr schwer werden, die Klasse zu halten. Sicher, das
Fehlen Raffaels, auch jenes der Defensivkräfte Andre Mijatovic und
Christian Lell waren mit schuld an den Pleiten der letzten Wochen. Der
Misserfolg hat dabei weniger mit dem Trainerwechsel zu tun: Taktisch und im
Kombinationsspiel zeigte sich die Hertha verbessert. Vielleicht aber sind
die Möglichkeiten in der Offensive zu beschränkt. Ein Raffael alleine wird
nicht reichen. "Es ist sehr schade, dass der Aufwand nicht wenigstens mit
einem Unentschieden belohnt wurde", sagte der 46 Jahre alte Skibbe und
schimpfte dann noch ein bisschen auf den Schiedsrichter. Er sei weit
entfernt davon, "etwas schönzureden". Manager Michael Preetz befand: "Das
ist deutlich besser gewesen als zuletzt."
Am kommenden Samstag reist Hertha zum Duell der Krisenteams nach Stuttgart,
eine wegweisende Partie. Zuvor spielt man am Mittwoch im Pokal gegen
Gladbach. Ein Weiterkommen im Pokal und Träume vom Endspiel im eigenen
Stadion sind der Hertha vielleicht gar nicht zu wünschen: Man wird alle
Konzentration und alle Kräfte für den Klassenerhalt brauchen.
Michael, der Trainer und Michael, der Manager sehen unruhigen Zeiten
entgegen in Berlin.
5 Feb 2012
## AUTOREN
Jens Uthoff
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