# taz.de -- Berlin und Brandenburg: Senator denkt über Länderfusion nach | |
> Finanzsenator Ulrich Nußbaum glaubt, dass Berlin und Brandenburg | |
> fusionieren könnten. Die Voraussetzung: Ein Schuldenerlass für Berlin. | |
Bild: Geht es Finanzsenator Ulrich Nußbaum um Berlin? Oder nur ums Geld? | |
Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) hält eine Fusion der Länder Berlin | |
und Brandenburg für denkbar. Er rechne damit, dass sich aus finanziellen | |
Gründen in mehreren Fällen Bundesländer zusammenschließen würden, sagte | |
Nußbaum dem Spiegel. Als erste Kandidaten für Zusammenschlüsse mit | |
angrenzenden Ländern sehe er Bremen und das Saarland. Aber auch Fusionen | |
von Hamburg und Schleswig-Holstein oder Berlin und Brandenburg seien | |
möglich. | |
Voraussetzung für eine Neuordnung der Bundesländer sei ein Schuldenschnitt | |
für die finanzschwachen Länder. Ein Teil der Altschulden müsse der Bund | |
übernehmen, forderte Nußbaum. Davon würde auch Berlin profitierien: Nach | |
Ansicht des Finanzsenators sollten der Hauptstadt 30 von 63 Milliarden Euro | |
Schulden gestrichen werden. Nur so komme Berlin "in der Verschuldung pro | |
Kopf auf den Stand gesunder Bundesländer", sagte er. | |
Die Grünen sehen den Vorstoß mit gemischten Gefühlen: "Ein Königsweg zur | |
Sanierung des Haushalts ist es nicht", kritisiert der finanzpolitische | |
Sprecher der Fraktion, Jochen Esser die Idee einer Länderfusion. Dennoch | |
seien die Grünen grundsätzlich dafür. Eine Fusion biete wirtschaftliche | |
Vorteile - so würde sich ein gemeinsames Bundesland Berlin-Brandenburg | |
keine Konkurrenz mehr machen, was beispielsweise die Ansiedlung von | |
Unternehmen angehe. "Einen gewissen Steuerungsverlust müssten die Berliner | |
hinnehmen", sagt Esser mit Blick auf ein gemeinsames Länderparlament. | |
"Erhebliche sachliche Nachteile" sehe er aber nicht. | |
Bereits 1996 gab es einen Anlauf, Berlin und Brandenburg zu einem | |
Bundesland zu fusionieren. Das Grundgesetz sieht vor, dass dabei die Bürger | |
beteiligt werden müssen - das sollten damals zwei Volksabstimmungen | |
leisten. Während die Berliner sich mit rund 53,6 Prozent knapp für eine | |
Fusion aussprachen, stimmten nur 36,6 Prozent der Brandenburger für eine | |
Zusammenlegung. Der bereits unterzeichnete Staatsvertrag zur Fusion war | |
damit nichtig. Die zentralen Befürchtungen der Brandenburger damals: Das | |
Geld werde vor allem in die Metropole gehen, die Fläche ausbluten. Außerdem | |
schob Berlin schon damals einen Schuldenberg vor sich her, in Brandenburg | |
befürchtete man eine Pleite Berlins. | |
Die hohen Schulden waren auch das zentrale Argument gegen eine Fusion, als | |
die Pläne das nächste Mal ernsthaft diskutiert wurden. Abstimmung 2006, | |
Fusion 2009 - das sah der erste Koalitionsvertrag von Rot-Rot in Berlin | |
vor. Auch aus einem anvisierten Zusammenschluss im Jahr 2013, den die | |
beiden Bundesländern diskutierten, wurde nichts. Zuletzt hatte sich | |
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) klar gegen eine | |
Fusion ausgesprochen. Er ging vor zwei Jahren davon aus, dass ein | |
Fusionsprozess mindestens acht Jahre in Anspruch nehmen werde. Ähnlich | |
sieht Esser das auch heute: "Das ist noch lange hin", sagt er über einen | |
geeigneten Zeitpunkt für eine neue Fusionsdebatte. In der gerade begonnene | |
Legislaturperiode sei es dafür jedenfalls zu früh. (mit dapd) | |
5 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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