| # taz.de -- Datenschutz in USA: Google unter Beschuss | |
| > Mit der Ankündigung, die Profile seiner Nutzer zusammenzuführen, sorgt | |
| > Google für Unmut. Ein Verfahren in den USA soll den Konzern jetzt | |
| > stoppen. | |
| Bild: Spielt gern über Bande: Google. | |
| "Googles Ankündigungen offenbaren entweder nicht, wie mit den Nutzerdaten | |
| umgegangen wird, oder sie erklären das Vorgehen nicht ausreichend", heißt | |
| es [1][in der Antragsschrift] (PDF) des Electronic Privacy Information | |
| Center (EPIC). Mit einer Einstweiligen Verfügung will die Organisation den | |
| Konzern zwingen, seine [2][angekündigten Änderungen] bei den Nutzerdaten | |
| vorerst nicht umzusetzen. | |
| Die Klage richtet sich nicht gegen Google direkt, sondern gegen die | |
| Aufsichtsbehörde FTC. Die hatte Google nach dem [3][Fehlstart des sozialen | |
| Netzwerk Buzz] vor zwei Jahren dazu verpflichtet, seine Nutzer künftig vor | |
| wesentlichen Änderungen um Erlaubnis zu fragen. | |
| Denn schon damals hatte der Konzern versucht Nutzer anderer Dienste wie | |
| GoogleMail automatisch beim sozialen Netzwerk anzumelden. Wer im | |
| Google-Adressbuch auftauchte, wurde kurzerhand als Buzz-Freund definiert. | |
| Die Folge: In manchen Fällen konnten Dritte in Erfahrung bringen, wer mit | |
| wem kommuniziert hatte, was laut EPIC zum Beispiel bei gewalttätigen | |
| Ex-Ehemännern oder bei den Patienten eines Psychiaters besonders kritisch | |
| sei. | |
| Nach einer damaligen Beschwerde von EPIC musste Google diese Praxis | |
| einstellen, eine Millionenstrafe zahlen und sich zu einem Verhaltenskodex | |
| verpflichten. Kernpunkte: Wenn Google wesentliche Änderungen vornimmt, | |
| müssen die Nutzer ausreichend über die Folgen informiert werden und | |
| gleichzeitig müssen sie zustimmen. Ähnliche Auflagen hatte die FTC [4][vor | |
| kurzem gegen Facebook verhängt]. | |
| ## Mehr Zeit für Datenschützer | |
| EPIC ist nun der Auffassung, dass Google mit seinem neusten Schritt gegen | |
| diesen Kodex verstoßen hat. Zwar klärt der Konzern seine Nutzer seit Wochen | |
| auf allen Kanälen über die geänderten Nutzungsbedingungen auf, doch eine | |
| echte Wahl haben die Nutzer nicht. So bekommen Nutzer von GoogleMail nun | |
| automatisch auch einen Google+-Account angelegt. | |
| Solche Änderungen sollten nach Interpretation der Verbraucherschützer | |
| genehmigungspflichtig sein. Nur wer ausdrücklich ein Konto bei Google+ | |
| anlegen will, soll dies auch bekommen. Zudem sieht die Organisation die | |
| Zusammenführung der Nutzerprofile kritisch, die von Google dann auch zur | |
| Einspielung von Werbung genutzt werden. | |
| Auch in Europa regt sich Widerstand gegen die Pläne von Google. So hat der | |
| Arbeitskreis "Artikel 29", in dem sich die Datenschützer der EU | |
| zusammengeschlossen haben, Google um einen Aufschub gebeten: "Wenn man die | |
| Vielfalt und die Popularität ihrer Angebote betrachtet, können die | |
| Änderungen in Ihrer Datenschutzrichtlinie viele Bürger in den meisten oder | |
| allen EU-Staaten betreffen." Um diese Konsequenzen zu prüfen, wollen die | |
| Datenschützer mehr Zeit als die von Google angesetzte Frist bis zum ersten | |
| März, wenn alle Google-Konten umgestellt werden sollen. | |
| ## Absage von Google | |
| Doch Google hat den Europäern eine Absage erteilt. [5][In einer | |
| öffentlichen Antwort] vertritt der Konzern die Auffassung, mit der | |
| Zusammenlegung der Dienste habe sich wenig geändert: "Die Änderungen in den | |
| Datenschutzbedingungen beeinflussen die Datenschutzeinstellungen unserer | |
| Nutzer nicht", hebt Googles Justiziar Peter Fleischer hervor. Nach wie vor | |
| könnten die Nutzer selbst entscheiden, welche Dienste sie nutzen und hätten | |
| sehr weitgehende Einstellungsmöglichkeiten, welche Daten sie Google | |
| überlassen wollten. | |
| In der Tat offenbart [6][das Dashboard des Konzerns] weitgehend, welche | |
| Informationen abgespeichert sind und gibt dem Nutzer auch die Möglichkeit | |
| der zukünftigen Speicherung zu widersprechen. Zudem betont Fleischer, die | |
| Datenschutzbehörden seien im Vorfeld über die Änderungen informiert worden, | |
| ohne dass diese Widerspruch angemeldet hätten. Deshalb lehne der Konzern | |
| die Bitte um eine Verschiebung ab. | |
| Ob diese Argumentation auch in den USA fruchtet, wird sich zeigen müssen. | |
| Ein Bundesgericht hat sich nun des Falls angenommen und dem Antrag zu einem | |
| [7][beschleunigten Verfahren] zugestimmt. So soll noch vor dem Stichtag 1. | |
| März eine Entscheidung getroffen werden. | |
| 10 Feb 2012 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://epic.org/privacy/ftc/google/TRO-Motion-final.pdf | |
| [2] /Neue-Datenschutzbedingungen-bei-Google/!86730/ | |
| [3] /Googles-neuester-Dienst/!48779/ | |
| [4] /Facebook-unter-US-Datenschutzaufsicht/!82972/ | |
| [5] http://ec.europa.eu/justice/data-protection/article-29/documentation/other-… | |
| [6] /Datenkrake-Google-bessert-nach/!43501/ | |
| [7] http://www.washingtonpost.com/blogs/post-tech/post/federal-court-expedites-… | |
| ## AUTOREN | |
| Torsten Kleinz | |
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