# taz.de -- INFEKTIONEN: Polizei schürt Klinik-Angst | |
> Eine Falschmeldung über ein totes Frühchen sorgte gestern für | |
> Online-Schlagzeilen. Tatsächlich geht es um ein Kleinkind, das an | |
> Meningokokken starb | |
Bild: Ohnehin machen gerade werdende Mütter derzeit einen weiten Bogen ums Kli… | |
Für rufschädigende Schlagzeilen gegen das Klinikum Mitte sorgte in der | |
Nacht zum Freitag die Bremer Polizei. Schon wieder sei dort ein Frühchen | |
gestorben, meldete um 1.19 Uhr die Nachrichtenagentur dpa mit Verweis auf | |
eine solche Auskunft vonseiten der Polizei - um dieses acht Stunden später | |
zu korrigieren. Da war die Meldung allerdings schon von mehreren | |
Online-Nachrichtenportalen wie Spiegel.de aufgegriffen worden. Frühchen? | |
Bremen? Skandal! So oder ähnlich müssen die Gedankenketten verlaufen sein. | |
Am Morgen hieß es nun in einer dpa-Meldung, es handele sich um ein Mädchen, | |
das anderthalb Jahre zuvor in dem Krankenhaus als Frühgeburt zur Welt | |
gekommen und am Dienstag nach einer Meningokokken-Infektion gestorben war. | |
Noch etwas später zitierte die Nachrichtenagentur einen Sprecher der | |
Polizei mit den Worten: "In der Nacht wurde das von einem Kollegen der | |
Polizei missverständlich formuliert." | |
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass die Polizei sich über ein verstorbenes | |
Kind in einer Bremer Klinik äußert? Ein dpa-Redakteur erklärte auf | |
Nachfrage der taz, dass die Nachtschicht der Nachrichtenagentur | |
routinemäßig Polizeidienststellen abfragt, ob etwas Vermeldenswertes | |
vorgefallen ist. Franka Haedke, Sprecherin der Bremer Polizei, konnte nicht | |
erklären, warum ihr Kollege sich wie geschildert geäußert hat - und dies | |
offenbar auch gegenüber einer weiteren Agentur. Die Falschmeldung täte | |
ihnen leid, sagte Haedke. Kenntnisse über den Todesfall habe die Polizei | |
deshalb gehabt, weil die Eltern des verstorbenen Mädchens sich mit dem | |
Verdacht, die Klinik habe ihr Kind falsch behandelt, an die Kriminalpolizei | |
gewendet hätten. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte gestern, es sei | |
wegen des Verdachts auf Fremdverschulden eine Obduktion angeordnet worden. | |
Radio Bremen zitierte gestern die Mutter des Mädchens, die der Klinik | |
vorwirft, ihre Hilferufe nicht ernst genommen zu haben. Dies wies Daniel | |
Goerke, Sprecher der Klinikgesellschaft Gesundheit Nord, zurück. "Das Kind | |
wurde am Montagabend mit dem Verdacht auf eine Atemwegsinfektion | |
aufgenommen", so Goerke. Der allgemeine Zustand sei gut gewesen, nachts sei | |
das Fieber auf fast 40 Grad gestiegen, daraufhin seien fiebersenkende | |
Mittel gegeben worden. Am Morgen habe sich der Zustand "schlagartig | |
verschlechtert", trotz der Behandlung mit Antibiotika sei das Kind gegen | |
Mittag an einer durch die Infektion ausgelösten Blutvergiftung gestorben. | |
Zu welchem Zeitpunkt die behandelnden ÄrztInnen die Meningokokken-Infektion | |
erkannt hatten, konnte Goerke nicht sagen. | |
Ulrich Vogel vom Nationalen Referenzzentrum für Meningokokken in Würzburg | |
sagte, auch "erfahrene Diagnostiker" könnten die Krankheit erst zu spät | |
erkennen, da die Symptome gerade bei den besonders gefährdeten Säuglingen | |
und Kleinkindern anfangs "oft sehr unspezifisch" seien. Gleichzeitig könne | |
die Krankheit sich sehr schnell entwickeln - zu schnell, um sie dann noch | |
erfolgreich bekämpfen zu können. Die Einführung eines Schnelltests hält der | |
Mikrobiologe für unwahrscheinlich. Dafür seien die Blutuntersuchungen zu | |
teuer und die Fallzahlen zu gering. | |
10 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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