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# taz.de -- Kika-Prozess in Erfurt: Zwei Jahre Haft auf Bewährung
> Er hat sich selbst angezeigt und kommt deshalb um eine Gefängnisstrafe
> herum. Im Kika-Prozess ist das Urteil gefallen: Der Ex-Geschäftsführer
> bekommt eine Bewährungsstrafe.
Bild: Gerade nochmal so an einer Haftstrafe vorbeigeschrammt.
ERFURT dpa | Für seine Beteiligung am Millionenbetrug beim
ARD/ZDF-Kinderkanal ist der Ex-Geschäftsführer einer Berliner
Produktionsfirma zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt
worden. Das Erfurter Landgericht sprach ihn gestern der Bestechung und
Beihilfe zur Untreue schuldig. Der Angeklagte hatte zuvor bereut, dem
Sender in Absprache mit dessen bereits verurteiltem Herstellungsleiter
Scheinrechnungen gestellt zu haben.
Mit dem Strafmaß folgte das Gericht dem Antrag der Verteidigung. Der
Staatsanwalt hatte auf zwei Jahren und zehn Monaten Haft plädiert. Das
Urteil ist noch nicht rechtskräftig. "Ich habe viele Menschen enttäuscht
und großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet, was mir sehr leidtut und
wofür ich mich schäme", sagte der 43-Jährige.
Von 2005 bis 2010 prellten der bereits verurteilte Herstellungsleiter des
Kika und sein Komplize den Erfurter Sender mit 61 fingierten Rechnungen um
4,6 Millionen Euro. Die Richter hielten dem Angeklagten zugute, dass er
sich im Oktober 2010 selbst angezeigt und dadurch die Betrugsaffäre erst
ans Licht gebracht hatte. Außerdem sah das Gericht es als erwiesen an, dass
der frühere Kika-Manager die Taten gesteuert hatte. Dieser bestätigte als
Zeuge, dass er die Beträge für die Scheinrechnungen vorgegeben und den
Großteil des so veruntreuten Geldes eingestrichen hatte.
Als Motiv für sein Mitwirkung nannte der nun verurteilte Berliner in einer
von ihm verlesenen Erklärung die finanzielle Schieflage seiner inzwischen
insolventen Firma. "Ich kann heute kaum noch nachvollziehen, was mich dazu
getrieben hat, meine moralischen Prinzipien über Bord zu werfen." Im Jahr
2003 habe die GmbH bereits ihr gesamtes Stammkapital aufgebraucht gehabt.
Zu dieser Zeit stellte die Firma dem Kika die ersten überhöhten oder
fingierten Rechnungen, diese Fälle sind aber bereits verjährt.
Nach Angaben der Erfurter Staatsanwaltschaft laufen im Zusammenhang mit dem
Betrugsskandal noch Ermittlungsverfahren gegen elf weitere Personen. Der im
Sommer 2011 zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilte einstige
Kika-Manager hatte jahrelang Millionen an Gebührengeldern in die eigene
Tasche gewirtschaftet, um seine Spielsucht zu befriedigen. Der für den
Kinderkanal mit Sitz in Erfurt federführende Mitteldeutsche Rundfunk (MDR)
hatte den Schaden seit 2002 nach früheren Angaben auf mindestens 8,2
Millionen Euro beziffert. Der Kinderkanal muss seit Bekanntwerden des
größten Betrugsskandals im öffentlich-rechtlichen Rundfunk jährlich mit
einer Million Euro weniger im Etat auskommen.
15 Feb 2012
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