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# taz.de -- Radreisen in der Slowakei: "Slums wie in Soweto"
> Thomas Handrich fährt zu den Roma in der Ostslowakei – mit dem Fahrrad.
> Er möchte die Reise organisieren, um Aufmerksamkeit für die Situation der
> Roma zu schaffen.
taz: Sie organisieren eine Reise zu den ärmsten Menschen Europas. Warum?
Thomas Handrich: Ich hoffe, die Teilnehmenden werden dazu beitragen,
bekannter zu machen, dass weitab von unserem Bewusstsein mitten in Europa
eine verarmte, verelendete Minderheit lebt. Dass sie ihr persönliches
Umfeld oder, wenn sie Journalisten sind, die Öffentlichkeit dafür
sensibilisieren. Damit etwa Sozialarbeiter besser verstehen, wovor die Roma
flüchten, die zu uns in die reichen Zentren des Kontinents kommen.
Wie soll man sich eine Reise zu den Roma vorstellen?
Es ist eine Konfrontation mit völlig unterschiedlichen Wirklichkeiten. Die
Landschaft ist wunderschön, am Horizont erhebt sich die Hohe Tatra. Kosice
selbst ist eine Perle aus Habsburgerzeiten mit einem Dom aus dem 15.
Jahrhundert. Darum liegen ein Vogelschutzgebiet, Wälder und Wiesen,
Schluchten, Wasserfälle und sogar ein Geysir in einer gepflegten Anlage, wo
Kulturveranstaltungen stattfinden. Und daneben stehen Baracken, vor denen
Kinder barfuß im Schlamm spielen wie in den Slums in Soweto oder São Paolo.
Wie kamen Sie dorthin?
Ich habe lange als Südosteuropa-Referent gearbeitet. Daher war mir klar,
dass sich die Lage der Roma in den exkommunistischen Ländern immer weiter
verschlechtert. 1999 schickte mich eine Stiftung als Berater des
europäisch-amerikanischen Youth Empowerment Partnership Programme (Yepp)
nach Kosice. Dort hatte US Steel gerade einige hundert Roma eingestellt.
Ich sollte prüfen, ob eine Kooperation möglich sei, aber leider hatten die
nur Interesse an billigen Arbeitskräften. Da habe ich mich mit einer
Roma-Aktivistin auf die Suche nach einem Standort für Yepp gemacht.
Wer ist Yepp?
Das ist eine europaweite Initiative, die in den letzten zehn Jahren ein
Konzept entwickelt hat, das Jugendliche dazu befähigt, sich in ihrer
Community für ihre Interessen und Bedürfnisse einzusetzen. Unter anderem
kooperiert Yepp mit "Mecem".
Zwei Autorinnen dieser slowakischen Roma-Medieninitiative haben den
Haupttext auf dieser Seite geschrieben. Was macht Mecem sonst noch?
Mecem ist ein mehrfach ausgezeichnetes Team von Roma und Nicht-Roma, die
seit 1999 eine kritische Berichterstattung zu diesem Thema für Printmedien,
Radio und Fernsehen machen. Auf ihrer slowakisch-, romanes- und
englischsprachigen Webseite erscheinen 20.000 Beiträge im Jahr. In der
Region Kosice versuchen sie zudem zum Beispiel, Frauen dazu zu bewegen,
aktiv am politischen Leben teilzunehmen, indem sie für den Gemeinderat
kandidieren.
18 Feb 2012
## AUTOREN
Rüdiger Rossig
## TAGS
Sinti und Roma
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