Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Deutsch-belgischer Fussballklub AS Eupen: Das schwarz-weiße Jo-Jo
> Während im deutschsprachigen Städtchen Eupen in Belgien die Jeken auf den
> Straßen tanzen, kämpft der Fussballklub um den Aufstieg in Erste Division
> - und um die Lizenz.
Bild: "Die Rheinländer sind uns näher", sagt Pressesprecher Ralph Thomassen v…
EUPEN taz | In diesen Tagen wird es spannend in Eupen. Durch die Straßen
von Ober- und Unterstadt wogen die Karnevalsumzüge, man schunkelt und ruft
"Alaaf!", ganz wie drüben auf der anderen Seite der Grenze. Oben auf der
Höhe, gegenüber der Feuerwehrkaserne, machen sich derweil die Kicker der
Allgemeinen Sportvereinigung ans Unternehmen Aufstieg.
Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den Konkurrenten aus Charleroi, der
Rest der Spitzengruppe ist vorläufig abgehängt. Hier, im Stadion Am
Kehrweg, soll das heimstarke Team den Grundstein legen für eine ziemliche
Überraschung: die umgehende Rückkehr in die erste belgische Liga.
Stürmische Zeiten sind es, die die AS Eupen hinter sich hat. Wie ein Jo-Jo
schwang der Club aus dem 18.000 Einwohner kleinen Städtchen in den letzten
drei Jahren durch die Etagen des belgischen Fußballs. 2009 konnte nur eine
unglaubliche Aufholjagd den Fall in die Drittklassigkeit verhindern.
2010 gelang aus dem Nichts der Sprung in die Division 1. Einen krasseren
Außenseiter hatte man dort selten gesehen. Zunächst schwangen sich die
schwarz-weißen "Pandas" zum Favoritenschreck auf, doch dann gings mit
Pauken und Trompeten zurück in die 2. Liga.
## Baseballcaps mit zwei Flaggen
Wie das mit Jo-Jos so ist, pendeln sie an jemands Hand. Die AS Eupen hielt
sich früher dank eines örtlichen Bauunternehmers über Wasser, bis 2009 der
italienische Spielervermittler Antonio Imborghia auftauchte. Er finanzierte
den kurzen Höhenflug und holte zahlreiche Spieler, die in Italien den
Durchbruch nicht geschafft hatten.
Der Fanshop verkaufte damals Baseballcaps mit zwei Flaggen drauf - einer
belgischen und einer italienischen. Richtig warm aber wurden die
bodenständigen Eupener mit Imborghia nicht. Den Verdacht, den Klub als
Vitrine seiner Spieler zu benutzen, wurde er nicht los, und sein
gockelhaftes Auftreten machte ihn kaum beliebter. Nach einer turbulenten
Saison mit drei Trainerwechseln beendete die AS im Sommer die
Zusammenarbeit.
Ruhe sollte ein neuer Mann bringen: Ingo Klein, auch er ein
Spielervermittler, allerdings nicht aus Palermo, sondern aus Köln. "Die
Rheinländer sind uns näher", sagt Pressesprecher Ralph Thomassen
augenzwinkernd. Und doch ist da etwas dran: Der lokale Zungenschlag ähnelt
dem Rheinischen, Zweitliga-Derbys zwischen Köln und Aachen waren in Eupen
Straßenfeger, und auch Schalke oder Gladbach haben ostbelgische Fanklubs.
Dass bei Länderspielen die Diables Rouges den Vorzug vor "la Mannschaft"
haben, gehört zu den Besonderheiten der Region. Kleins Konzept scheint an
diese Mentalität anzuknüpfen: Die meisten Akteure des neuen Kaders kommen
aus den belgischen und deutschen Ligen.
## Dritter Keeper in Wolfsburg
Neben dem früheren Bielefelder Ioannis Masmanidis ist Torwart Jonas
Deumeland, 23, einer der Garanten des Erfolgs. Als dritter Keeper in
Wolfsburg spielte er zuletzt in der Regionalliga. Von Eupen, dem kleinsten
Standort im belgischen Profifußball, hatte er eben so wenig gehört wie von
der "Deutschsprachigen Gemeinschaft".
Womit er sich in guter Gesellschaft befindet, denn selbst in Brüssel soll
so mancher das Gebiet zwischen Aachen, Liège und Luxemburg mit der DDR
verwechseln. Inzwischen gefällt es Deumeland ausgezeichnet in Eupen, wo die
Fans auf Deutsch und Französisch anfeuern und im Team Englisch gesprochen
wird. Aufsteigen will er nach den guten Testspielen natürlich auch.
Eine Schlüsselrolle spielt dabei Wolfgang Frank. 60 ist der
Trainerhaudegen, der zuletzt Wuppertal, Wiesbaden und Jena coachte und
schon mit Klubs in Gambia und Iran in Verhandlungen war. Viele Engagements
waren schnell beendet. An Eupen reizte den Wandervogel die Möglichkeit,
hier etwas aufbauen zu können. "So habe ich zuvor noch nie gearbeitet.
## Die Lizenz ist noch nicht gesichert
"Im Umfeld des Klubs gilt er nun als der Mann, mit dem die ersehnte
Konsolidierung möglich ist. "Vielleicht", schmunzelt Frank, "haben die AS
und ich uns ja gesucht und gefunden." Doch Ende November zogen am blauen
Eupener Himmel erneut dicke Wolken auf. Sportdirektor Klein, der als
Investor bislang den seriösen Gegenpart zum windigen Imborghia verkörperte,
wurde wegen Verdachts auf Anlagebetrug festgenommen und sitzt seither in
U-Haft.
Weil auch die Lizenz für die nächste Saison wegen alter Verbindlichkeiten
noch nicht gesichert ist, schaut sich die AS Eupen zurzeit nach Ersatz um.
Wolfgang Frank, gemeinsam mit Klein Architekt des Aufschwungs, hofft
derweil, das Projekt mit seinem Weggefährten fortsetzen zu können. Wichtig
ist dabei, wenn der Schnee in der Eifel geschmolzen ist, ein guter Start.
Dann könnte auch die anstehende Karnevalsparty "Eupen außer Rand und Band"
im Stadion Am Kehrweg in die Verlängerung gehen.
20 Feb 2012
## AUTOREN
Tobias Müller
## ARTIKEL ZUM THEMA
Facebookstar, Kicker und Spaßvogel: "Hans Sarpei for President"
Der ghanaische Fußballnationalspieler Hans Sarpei übers Witze machen und
die Schwierigkeiten, seine Fans auf Facebook gut zu unterhalten.
Belgische Besonderheiten: Die reine Wundertüte
Das grenznahe Ostbelgien steckt voller Skurrilitäten. Die taz stellt einige
besondere Highlights rund um die "Deutschsprachige Gemeinschaft" vor.
Naturschutzgebiet Hohes Venn: Hochmoor an Ostern in Flammen
Seit Wochen ist der belgische Teil des Hohen Venns für Wanderer gesperrt:
zu trocken. So trocken wie zuletzt 1947. Am Montag dann brach ein Feuer
aus, das sich in Windeseile ausbreitete.
die wahrheit: Die Glocke der Verirrten
Kommen die Obamas aus Ostbelgien? Ein Besuch in der Herberge Baraque Michel
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.