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# taz.de -- Firmen suchen Azubis in Spanien: iVamos a Sögel!
> Das Emsland sucht in Spanien nach neuen Auszubildenden. In der Region
> soll es keine passenden Bewerber geben. Die ersten Kandidaten kommen im
> April.
Bild: Könnten im Emsland Arbeit und Obdach finden: Junge Spanier protestieren …
HAMBURG taz | Papenburg, Werlte und Sögel sind nicht unbedingt als
Party-Hochburgen oder Ferienparadiese bekannt. Trotzdem stoßen die
Gemeinden im Emsland bei spanischen Jugendlichen auf großes Interesse. Der
Grund: Hier winkt ihnen ein Ausbildungsplatz.
Ein Bündnis lokaler Wirtschaftsverbände möchte freie Ausbildungsstellen in
handwerklichen und metallverarbeitenden Betrieben an junge Spanier
vermitteln. Auf dem eigenen Arbeitsmarkt finden die Unternehmen nach
eigenen Angaben keine passenden Bewerber. "Schon seit Jahren nicht", sagt
Hermann Schmitz, von der Kreishandwerkerschaft Aschendorf-Hümmling.
Also beschloss die Kreishandwerkerschaft gemeinsam mit dem
Wirtschaftsbündnis Ems-Achse und der Samtgemeinde Sögel im europäischen
Raum nach geeigneten Bewerbern zu suchen. Ein Oldenburger Consultingbüro
stellte die Verbindung zu spanischen Schulen her. Mittlerweile gibt es rund
120 Bewerber, davon sollen 20 bis 30 für ein Praktikum ins Emsland
eingeladen werden.
Die Kosten teilen sich die Samtgemeinde Sögel und die Ems-Achse. Während
der späteren Ausbildung sollen die Betriebe zusätzlich zur
Ausbildungsvergütung für Unterkunft, Sprachkurse und Betreuung aufkommen.
Die Ems-Achse strebt eine Förderung aus Mitteln des Europäischen
Sozialfonds (ESF) an. Ob das Aussicht auf Erfolg hat, ist allerdings
ungewiss: Eine Subventionierung von Löhnen durch den ESF sei "nicht
vorgesehen", erklärt das Bundesarbeitsministerium auf Nachfrage.
Auf die Suche nach Bewerbern in Spanien habe sich das Bündnis "aus der Not
heraus" gemacht, sagt Schmitz. Von ebensolcher Not dürften auch die
Bewerber aus Spanien getrieben sein. Die Jugendarbeitslosigkeit dort lag
2010 bei 41,6 Prozent, Tendenz steigend - ein Spitzenplatz im europäischen
Vergleich.
Im Emsland liegt die Jugendarbeitslosigkeit deutlich darunter. Gründe für
den aktuellen Azubi-Mangel sind nach Ansicht von Dirk Lüerßen, dem
Geschäftsführer des Wirtschaftsbündnisses Ems-Achse, das
Wirtschaftswachstum und der demografische Wandel. Die Tendenz: mehr
Arbeitsplätze und weniger junge Arbeitsuchende. "Die Fachkräftelücke wird
mit hiesigen Kräften nicht zu decken sein", vermutet Lüerßen.
Das sieht man bei der IG Metall etwas anders: "Es gibt im Emsland noch
genug unversorgte Stellenbewerber", sagt Gewerkschaftssekretär Stephan
Soldanksi. Viele Unternehmen hätten es lange Zeit verpasst, selbst
auszubilden.
Einer der größten Arbeitgeber der Region ist die Meyer-Werft in Papenburg.
Von der Initiative habe er durch die Presse erfahren, sagt Dirks
Kreutzmann, zuständig für die Erstausbildung bei der Werft. "Im Moment
haben wir aber gar keinen Bedarf." Auf die 50 bis 60 Ausbildungsstellen
haben sich im vergangenen Jahr 800 Bewerber gemeldet. Die Prominenz des
Unternehmens sei dafür nicht der wichtigste Grund, sagt Kreutzmann.
Die Werft stehe in engem Kontakt mit den Schulen der Region. Es gebe andere
Unternehmen, "die sehr wenig tun und hinterher laut schreien". Für die
Unternehmen in Sögel will Hans Nowak, erster Gemeinderat der Samtgemeinde,
das nicht gelten lassen. Gerade kleinere Handwerksbetriebe hätten es
schwer: "Die inserieren noch und nöcher."
Zunächst müssen die Kandidaten aber ins Emsland kommen. Die Ankunft im
April will die Ems-Achse durch Sprachkurse und eine gemeinsame
Unterbringung im Jugendgästehaus Papenburg erleichtern. Hier gibt es für
die gemeinsame Abendgestaltung immerhin einen Tischkicker.
24 Feb 2012
## AUTOREN
Janis Dietz
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