# taz.de -- Kommentar FARC: Neue Hoffnung für Kolumbien | |
> Die Erklärung der FARC, keine Zivilisten mehr entführen zu wollen, kommt | |
> der Regierung entgegen. Ob das genügt, hängt vom Präsidenten Juan Manuel | |
> Santos ab. | |
Ob die jüngste Erklärung der kolumbianischen Farc-Guerilla das Prädikat | |
„historisch“ verdient, wird sich erst noch zeigen. Einen neuen Weg schlagen | |
die Rebellen mit ihrer Ankündigung, künftig auf die Entführung von | |
Zivilisten zu verzichten, in jedem Fall ein: Sie möchten offenbar als | |
politische Gesprächspartner ernst genommen werden, und dafür sind konkrete | |
Gesten unverzichtbar. Weitere müssten folgen. | |
Mit dem rechtsliberalen Präsidenten Juan Manuel Santos haben die | |
Guerilleros zudem ein Gegenüber, mit dem Friedensgespräche wieder | |
vorstellbar sind. Anders als sein Vorgänger Álvaro Uribe, der nichts | |
anderes gelten ließ als eine bedingungslose Kapitulation der Farc, hat | |
Santos auf mehreren Politikfeldern Flexibilität bewiesen. | |
Vor allem außenpolitisch hat er die von Uribe arg strapazierten Beziehungen | |
zu den linksregierten Nachbarn Ecuador und Venezuela eingerenkt und die | |
aussschließliche Fixierung auf die USA relativiert. Innenpolitisch sind die | |
Signale widersprüchlicher. Für seinen harten Kurs gegen die Aufständischen | |
weiß Santos die große Mehrheit der Bevölkerung hinter sich – auch wegen | |
deren politischer Fantasielosigkeit. | |
Kolumbien wirkt mit seinem seit fast 50 Jahren andauernden Guerillakrieg | |
immer mehr als Anachronismus in Südamerika. Durch die Milliardenhilfen aus | |
Washington und die beispiellose Aufrüstung der kolumbianischen Armee wurden | |
die Rebellen in den letzten zehn Jahren zwar empfindlich geschwächt. Doch | |
ihre totale Niederlage liegt in weiter Ferne. | |
Juan Manuel Santos ist dies ebenso bewusst wie das Scheitern des | |
„Drogenkriegs“, dessen Grenzen zur Aufstandsbekämpfung die Hardliner Bush | |
jr. und Uribe endgültig verwischt hatten. Nun wäre es an der Zeit, die | |
Guerilla beim Wort zu nehmen. | |
27 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Farc-Rebellen lassen Geisel frei: Nach 14 Jahren wieder zu Hause | |
Die kolumbianische Farc-Rebellen lassen ihre letzten politischen Geiseln | |
frei: zehn Soldaten und Polizisten. Doch noch mehr als hundert Zivilisten | |
sollen in Geiselhaft sein. | |
Kolumbianischer Bürgerkrieg: Revolution jetzt ohne Geiselnahmen | |
Die kolumbianischen FARC-Rebellen wollen in Zukunft auf Entführungen von | |
Zivilisten verzichten. Die Regierung und ehemalige Geiseln sind skeptisch. |