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# taz.de -- Grüne Memet Kilic hält nichts von Gauck: Esel im Schlamm
> Neben Christian Ströbele ist der integrationspolitische Sprecher Kilic
> der prominenteste Abweichler. Er will den Kurs seiner Parteispitze bei
> der Präsidentenkür nicht mittragen.
Bild: Gauck? Nein, danke – sagt Memet Kilic.
Nein, seine Stimme werde Joachim Gauck ganz sicher nicht bekommen, sagt
Memet Kilic mit Nachdruck. Da kann Jürgen Trittin noch so sehr behaupten,
dass er die Zweifler in seiner Partei schon noch zur Raison bringen werde,
wie sich der Grünen-Fraktionschef in der Talkshow bei Maybrit Illner jüngst
noch gebrüstet hatte. Zwar hatte Kilic vor zwei Jahren, als der für SPD und
Grüne gegen Christian Wulff antrat, noch für den Kandidaten gestimmt.
Doch seit Gaucks Aussagen vom Oktober 2010 – zu Thilo Sarrazin, den er
„mutig“ nannte, und in einer TV-Sendung der Neuen Züricher Zeitung, in der
der künftige „Präsident der Herzen“ sogar von einer „Überfremdung“ E…
durch Muslime schwadronierte hatte – hält Kilic ihn nicht mehr für
glaubwürdig, wenn es um Einwanderer gehe. Um seine Haltung zu
unterstreichen, bemüht Kilic eine türkische Redensart: „Meine Großmutter
hat immer gesagt: Selbst ein Esel bleibt nicht ein zweites Mal an derselben
Stelle im Schlamm stecken“.
Neben Christian Ströbele, der schon immer im Ruf eines enfant terrible
stand, ist der integrationspolitische Sprecher der Grünen damit der
prominenteste Abweichler, der den Kurs seiner Parteispitze bei der
Präsidentenkür nicht mittragen will.
Damit rückt Memet Kilic erstmals ins Rampenlicht. Er selbst ist ein
Einwanderer der ersten Generation: 1967 im osttürkischen Malatya geboren,
kam er mit 23 Jahren nach Deutschland. Es war der TV-Moderator Michel
Friedmann, bei dem er einmal in eine Sendung geladen war, der ihm nahe
legte, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und sich politisch zu
engagieren. Damals war Kilic noch Vorsitzender des Bundeszuwanderungs- und
Integrationsrats,den er 1998 mitbegründete.
Kilic hat an der Universität Ankara und in Heidelberg studiert. Dort
arbeitet er heute in einer Anwaltskanzlei, die auf internationales
Privatrecht, Europarecht und Ausländerrecht spezialisiert ist. Er besitzt
die deutsche und die türkische Zulassung als Anwalt und ist in Ankara wie
in Karlsruhe in der Anwaltskammer. Bevor er 2009 für die Grünen in den
Bundestag gewählt wurde, saß er im Gemeinderat der Stadt Heidelberg.
29 Feb 2012
## AUTOREN
Daniel Bax
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