# taz.de -- Lärmbelästigung: Gesang nur mit Genehmigung | |
> In Altona müssen sich Straßenmusiker registrieren lassen. Wenn sie ohne | |
> Meldekarte auftreten, drohen ihnen Strafen. Grund sind Beschwerden von | |
> Anwohnern. | |
Bild: Dürfen in Altona nur noch mit Meldekarte auftreten: Straßenmusiker. | |
HAMBURG taz | Seit dem vergangenem Donnerstag müssen sich Straßenmusiker, | |
die in Altonas Zentrum auftreten, beim Bezirksamt registrieren lassen. | |
Dabei erklären sie sich mit einem Merkblatt einverstanden. Der Inhalt: Ein | |
Musiker darf nicht länger als 30 Minuten an einem Ort spielen, der nächste | |
Spielort muss mindestens 150 Meter entfernt sein, laute Instrumente müssen | |
zwei Wochen vorher genehmigt werden. | |
Drei Schilder weisen in Altonas Einkaufsstraßen auf die | |
Registrierungspflicht hin. Vielen Musikern wie Reck von Berg ist sie noch | |
unbekannt. Der Opernsänger singt seit 25 Jahren auf den Straßen um den | |
Altonaer Bahnhof. Über mögliche Sanktionen sorgt er sich nicht: „Die kennen | |
mich hier doch alle.“ | |
Wer ohne Meldekarte musiziert oder gegen das Merkblatt verstößt, macht sich | |
strafbar. Die möglichen Konsequenzen sind Bußgelder oder der Einzug von | |
Instrumenten. Grund für den Beschluss zur Meldepflicht ist die | |
Lärmbelästigung von Anwohnern. Es habe „massive Proteste über einen langen | |
Zeitraum gegeben“, sagt Bezirksamts-Sprecherin Kerstin Godenschwege. | |
Beschwert hat sich zum Beispiel Dieter Kröger. Er lebt und arbeitet seit | |
2005 mit seiner Frau in der Ottenser Hauptstraße. Die Dauerbeschallung | |
durch Trommeln und verstärkte Instrumente mache ihnen auch gesundheitlich | |
zu schaffen, sagt er: Er leidet unter Ohrpulsen, sie unter Bluthochdruck. | |
Auch in den angrenzenden Geschäften fühlt man sich von den Musikern eher | |
gestört. | |
Doch das sehen nicht alle Anwohner so. Birgit Sonnabend ist überrascht, | |
„dass es gerade hier eine solche Verordnung gibt“. Und Karen Derksen ist | |
über die neue Regelung empört: Das Schild sei „verlogen dekorativ“ und | |
weise nicht auf die möglichen Konsequenzen hin. Gerade für internationale | |
Musiker, die wenig Deutsch sprechen, seien Kontrollen „ein Akt der | |
Willkür“. Denn das Merkblatt gibt es lediglich auf Deutsch. | |
Das Merkblatt für die Straßenmusiker gibt es seit 2011, es gilt in | |
ähnlicher Form für ganz Hamburg. Neu ist aber die Pflicht zur | |
Registrierung. Diese solle den Umgang mit Straßenmusikern erleichtern, sagt | |
Bezirksamts-Sprecherin Godenschwege. Für die Kontrollen ist der Bezirkliche | |
Ordnungsdienst mit seinen elf Mitarbeitern zuständig. | |
Musiker über bestehende Richtlinien zu informieren, hält Anwohner Kröger | |
für richtig. „Aber zufrieden sind wir erst, wenn es auch umgesetzt wird.“ | |
Das Bezirksamt möchte die Anwohner vor Lärm schützen. „Aber wer heute dort | |
hinzieht, weiß, worauf er sich einlässt“, sagt Sprecherin Godenschwege. | |
Im Moment ist in Altonas Straßen wenig Musik zu hören – das liegt | |
allerdings am Wetter. Nur ein Akkordeonspieler sitzt am Spritzenplatz. Auch | |
er ist hier bekannt – bei Kritikern und Unterstützern. | |
28 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Janis Dietz | |
## TAGS | |
Anti-Atom-Bewegung | |
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