# taz.de -- Kommentar Fiskalpakt: Schlicht unstrategisch | |
> Am Ende werden beide Parteien für den Fiskalpakt stimmen. Das | |
> strategische Manöver von Steinmeier und Co. wird für die Opposition nach | |
> hinten los gehen. | |
Es ist lächerlich, wie sich SPD und Grüne gerade aufplustern. Dem | |
Fiskalpakt, tönen ihre Spitzenleute im Chor, werde man nur zustimmen, wenn | |
die Koalition bei der Finanztransaktionssteuer nachgebe. Dahinter steckt | |
die Idee, aus der Tatsache Kapital zu schlagen, dass Kanzlerin Angela | |
Merkel bei dieser Entscheidung eine Zweidrittelmehrheit im Parlament | |
braucht. Doch muss sie deshalb auf Bedingungen von SPD und Grünen eingehen? | |
Mitnichten. | |
Denn diese strategische Meisterleistung von Steinmeier und Co. wird sich | |
gegen sie selbst wenden. Der Kern des Fiskalpakts ist die Schuldenbremse | |
für alle EU-Staaten. Er verpflichtet also jeden Staat zu hartem Sparen, | |
ungeachtet seiner wirtschaftlichen Lage. Gegen diesen brutalen Eingriff | |
ließe sich inhaltlich einiges einwenden. Doch tun dies weder SPD noch | |
Grüne. Stattdessen wurden sie in der Vergangenheit nicht müde zu betonen, | |
wie segensreich Schuldenbremsen seien. Deshalb wirkten sie völlig | |
unglaubwürdig, wenn sie plötzlich gegen das Instrument stimmten. | |
Auch die nötige Zweidrittelmehrheit gibt der Opposition nicht mehr | |
Verhandlungsmacht in die Hand. Denn, mal umgekehrt betrachtet: Bisher | |
gerierten sich sowohl SPD als auch Grüne gerne als staatstragend und | |
seriös, indem sie bei den Euro-Rettungsmaßnahmen im Parlament mitstimmten. | |
Und ausgerechnet jetzt, da ihre Stimmen einmal wichtig sind, sollten sie | |
gegen etwas sein, was sie im Grunde für richtig halten? Ein solches | |
Verhalten wäre verrückt. | |
Nein, es ist ganz einfach. Beide Parteien werden am Ende für den Fiskalpakt | |
stimmen. Und das weiß natürlich die Kanzlerin genauso gut wie die | |
Freidemokraten, die die Finanztransaktionssteuer hassen. Sie werden dieses | |
Wissen in den Verhandlungen nutzen. | |
7 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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