# taz.de -- Kommentar Polizisten-Journalisten: Polizeiliche Provinzposse | |
> Den politisch Verantwortlichen in Lübeck und Kiel ist zu raten, jetzt | |
> schnell Schlüsse zu ziehen: Der geplante Polizeifunk im Offenen Kanal | |
> gehört abgesetzt. | |
Bild: Wollen diesmal nicht nur die Demo begleiten, sonder auch die Berichtersta… | |
Es ist, gelinde gesagt, erstaunlich, was sich da in Lübeck abspielt: Seit | |
Jahren begleitet die Polizei den jährlichen Naziaufmarsch und die | |
antifaschistischen Proteste mit martialischen Aufgeboten. Allein im | |
vergangenen Jahr waren 2.400 Polizisten und 160 Zivilbeamte vor Ort, die | |
Polizei zwang 17 Festgenommene, sich auf der Wache zu entkleiden und schoss | |
Tränengas auf linke Demonstranten. Als Journalisten des Offenen Kanals | |
kritisch über dieses Vorgehen berichteten, versuchte die Einsatzleitung per | |
Telefon, die Berichterstattung zu beeinflussen. | |
Wenn also am 31. März etwas dringend gebraucht wird, sind es kritische | |
Journalisten. Der Leiter des Offenen Kanals Schleswig-Holstein und die | |
Gewerkschaft der Polizei finden es unproblematisch, wenn ein GdP-Funktionär | |
über die „Kolleginnen und Kollegen im Einsatz“ berichtet. Das heißt: Sie | |
haben nicht verstanden, was die Aufgabe der Medien in einer Demokratie ist. | |
In Schleswig-Holstein hat man für solche Feinheiten offenbar wenig | |
Verständnis und will im Bürgerfunk lieber hören, wie sich so ein | |
Polizeieinsatz aus der Sicht von Beamten darstellt. Den politisch | |
Verantwortlichen in Lübeck und Kiel ist daher zu raten, jetzt schnell | |
Schlüsse zu ziehen: Der geplante Polizeifunk im Offenen Kanal gehört | |
abgesetzt. Die GdP-Geschäftsführung, die Polizei-Einsatzleitung und der | |
Leiter des Offenen Kanals dagegen gehören in die Landeszentrale für | |
politische Bildung. Zum Nachsitzen. | |
8 Mar 2012 | |
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