# taz.de -- Der Autor Robert Misik über Lebensmöglichkeiten: Zufriedenheit is… | |
> Robert Misik über gutes Leben, den Mangel und die Fähigkeit, darüber, | |
> beim Stückchen Kuchen, in einem Wiener Kaffeehaus zu sprechen. | |
Bild: Robert Misik lebt und schreibt in Wien. | |
taz: Was ist Ihnen gutes Leben? | |
Robert Misik: Einerseits: Talente entwickeln, den eigenen Werthaltungen | |
entsprechend leben. Andererseits gibt es die gesellschaftliche Aufgabe, | |
eine Struktur zu schaffen, die allen die besten Möglichkeiten bietet. Ein | |
gutes Leben im eklatanten Mangel ist unmöglich. | |
Müssen wir für das gute Leben aller persönlich verzichten? | |
Nein. Es würde uns nicht besser gehen, wenn wir alle verzichten. Aber man | |
muss sich fragen: Was konsumiere ich, ist der Preis, den man dafür bezahlt | |
– als Gesellschaft – zu hoch? Für die Nachfrage vieler Konsumenten ist ein | |
gewisser Grad an sozialer Gerechtigkeit unabdingbar. Die klassischen | |
Forderungen der Arbeiterbewegung und die kapitalistische Entwicklung haben | |
sich als harmoniefähig erwiesen. Fraglich ist, ob das für die Forderungen | |
der ökologischen Bewegung durchgängig auch gilt. | |
Ist Zufriedenheit gefährlich? | |
Es wäre banal, zufrieden zu sein, weil wir beide hier in Wien in einem | |
guten Café sitzen und uns ein Stück Kuchen leisten können. Ich kann auch | |
unzufrieden sein, obwohl ich materiell gut dastehe. Weil ich denke: Das ist | |
nicht das Leben, das ich führen will. Diese Unzufriedenheit stachelt uns zu | |
Höchstleistungen an. Ohne sie wären keine guten Bilder gemalt, keine guten | |
Romane geschrieben und keine tollen Filme gedreht worden. Die Zufriedenheit | |
ist nie ein Stachel. | |
9 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Jana Volkmann | |
## TAGS | |
tazlab 2012: „Das gute Leben“ | |
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