# taz.de -- Kommentar Antiradikalisierungs-Pläne: Bespitzelung geht nicht | |
> Es wäre interessant zu wissen, wie die muslimischen Communities selbst | |
> gegen radikale Tendenzen vorgehen. Darüber erfährt man leider wenig, | |
> obwohl dies in den Gemeinden vermutlich diskutiert wird | |
Bild: Verhüllt, wie es die Scharia gebietet: Zuhörerinnen des salafistischen … | |
Natürlich ist nicht hinzunehmen, dass irgendwer – sei er Muslim oder nicht | |
– in der Schule und am Arbeitsplatz beobachtet und eventuell dem Staat | |
gemeldet wird. Ein solches Prozedere kommt einer Gesinnungspolizei gleich, | |
die mit Demokratie nichts zu tun hat. | |
Insofern haben die niedersächsischen muslimischen Verbände recht, wenn sie | |
diese brachialpsychologischen „Antiradikalisierungs“-Pläne von | |
Innenminister Schünemann ablehnen. Auch das Argument, sie seien vom | |
Schünemann-Konzept überrollt wurden, ist nicht von der Hand zu weisen. | |
Trotzdem wäre interessant zu wissen, wie die muslimischen Communities | |
selbst gegen radikale Tendenzen vorgehen. Darüber erfährt man leider wenig, | |
obwohl dies in den Gemeinden vermutlich diskutiert wird – und es da sicher | |
nicht nur um die Braunschweiger Salafisten geht, gegen die man sich bereits | |
positionierte. | |
Vielleicht ist die Diskussion unter den Muslimen sogar längst weiter, als | |
wir Außenstehende wissen; vielleicht laufen längst interne | |
Aussteiger-Projekte, und es gibt erste Erfolge. | |
Hiervon zu erfahren wäre wünschenswert. Voraussetzung für einen solchen | |
Dialog wäre allerdings ein exquisites Vertrauensverhältnis zwischen | |
muslimischen Gemeinschaften und den deutschen Institutionen. Hieran | |
gebricht es. Und Bespitzelungspläne wie der aktuelle Schünemann’sche sind | |
nicht geeignet, es herzustellen. | |
9 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
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