# taz.de -- Kommentar Altersvorsorge: Falsche Freiheit | |
> Es spricht alles dafür, Selbstständige ins System der Altersvorsorge | |
> einzubinden. Aber der jetzt eingeschlagene Weg ist der falsche. | |
In den Vorstandsetagen der Versicherungskonzerne dürfte man sich derzeit | |
ins Fäustchen lachen. Liefert die Bundesregierung den Unternehmen doch eine | |
neue, zahlungskräftige Klientel frei Haus. Keine Missverständnisse: Es | |
spricht alles dafür, Selbstständige in das System der Altersvorsorge | |
einzubinden. Aber der jetzt eingeschlagene Weg ist der falsche. | |
Künftig müssen Freiberufler wählen zwischen einer Absicherung in der | |
gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) oder bei profitorientierten | |
Unternehmen. Die Regierung erweist damit manch Einzelnem und der | |
Gesellschaft einen Bärendienst. Die Privaten werden mit vermeintlich | |
günstigen Beiträgen locken. Sie bestreiten aber auch nur die | |
Altersvorsorge. | |
Eine Absicherung bei vorzeitigem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben wegen | |
Krankheit oder Behinderung muss man sich dazukaufen. Das wird umso teurer, | |
je labiler man gesundheitlich ist. Oder ganz unmöglich, weil die Privaten | |
einen Vertrag verweigern. Die GRV hingegen bietet, mit Alters- und | |
Erwerbsminderungsrenten oder Rehaleistungen, mehr Schutz. Sie wälzt auch | |
nicht Einbrüche an den Kapitalmärkten auf die Versicherten ab. | |
Mit ihrer Entscheidung schwächt die Bundesregierung die GRV und ihr | |
Solidarprinzip: Besserverdienende Selbstständige müssen auch künftig nichts | |
in die gesetzliche Kasse einzahlen und den sinnvollen Generationenpakt | |
mitfinanzieren. Die GRV, das heißt deren Beitragszahler, müssen sich allein | |
um die kümmern, die wenig Geld oder ein hohes Risiko haben, vorzeitig aus | |
dem Beruf auszuscheiden. | |
Jetzt kann man nur hoffen, dass viele Freiberufler gegenüber den Privaten | |
abwinken. Sei es, weil sie der Schönfärberei der Konzerne nicht trauen, sei | |
es, weil sie solidarischer denken als Schwarz-Gelb. | |
21 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Die Eckpunkte der geplanten Rentenreform: Alleinerziehende profitieren | |
Ursula von der Leyen legt einen Entwurf zur „Zuschussrente“ vor, die etwa | |
Müttern hilft, die lange Teilzeit arbeiteten. Sie ist Teil eines | |
Rentenreformpakets. | |
Rente für Selbständige: Leyen will zur Vorsorge zwingen | |
Familienministern von der Leyen will Selbständige zur Altersvorsorge | |
zwingen. Wer nicht ausreichend vorsorgt, soll in die Rentenversicherung | |
einbezogen werden. |