# taz.de -- Änderung des Verfassungsschutz-Gesetzes: Linke dürfen VS kontroll… | |
> Nach einer erbitterten Debatte im Dezember haben sich nun Linke, Grüne | |
> und SPD verständigt: Die Linke wird "Gast" in der Kontrollkommission des | |
> VS. | |
Bild: In Bremen darf die Linke den Verfassungsschutz überwachen. Der überwach… | |
Es war eine überraschend versöhnliche Debatte gestern, als die Änderung des | |
Verfassungsschutzgesetzes in erster Lesung aufgerufen war, und am Ende | |
stimmten SPD, Grüne und Linke einhellig dafür – und die CDU ebenso | |
geschlossen dagegen. | |
Mitte Dezember hatte es um dasselbe Thema noch gehörigen Zoff gegeben: Der | |
grüne Matthias Güldner erklärte, die Vorsitzende der Linksfraktion, | |
Kristina Vogt, habe ihre Partei „in ein Abseits gestellt“, die Stimmung war | |
gereizt, Thomas Röwekamp rief dazwischen, als Vogt umfassende Aufklärung | |
forderte: „Das nützt bei Ihnen doch nichts.“ Als Vogt konterte, das sei | |
wohl eine „Unverschämtheit“, legte Röwekamp nach, es sei „die Wahrheit�… | |
Niemand distanzierte sich von dem CDU-Mann. | |
Was Außenstehende vielleicht gar nicht bemerkt haben: CDU und SPD | |
beteiligten sich überhaupt nicht an der Debatte, die drei Fraktionen SPD, | |
CDU und Grüne ließen sich – wie das sonst nur gegenüber den rechtsextremen | |
Abgeordneten passiert – von einem Redner vertreten. Das war diesmal | |
Güldner, der auch Vorsitzender der streng vertraulichen „Parlamentarischen | |
Kontrollkommission“ (PKK) des Verfassungsschutzes ist. | |
Womit hatte sich Vogt aus Sicht der drei etablierten Parteien so „ins | |
Abseits“ gestellt? Die Linke hatte gefordert, dass die PKK aufgelöst wird, | |
die Angelegenheiten des Verfassungsschutzes sollten öffentlich in der | |
Innendeputation beredet werden. Denn, so argumentierte sie auch gestern, es | |
gehe um Transparenz. Wenn die Parlamentarier demnächst über den Haushalt | |
abstimmen, sollen sie nach dem Vorschlag des Senats dem Verfassungsschutz | |
400.000 Euro mehr geben – und die Begründung dafür wird in vertraulicher | |
Sitzung unter dem Siegel der Verschwiegenheit gegeben? Solche Zustände | |
widersprächen der Verfassung, meinte Vogt, denn damit werde das Recht des | |
Parlaments, über den Haushalt die Exekutive zu kontrollieren, ausgehebelt. | |
„Wir wollen eine umfassende parlamentarische Kontrolle“, erklärte die | |
Linke. | |
Der Antrag der Linken wurde im Dezember abgelehnt. Gestern nun stimmten | |
Linke, Grüne und SPD einem Antrag zu, mit dem einem Abgeordneten der Linken | |
ein „Gast“-Recht in der PKK eingeräumt wird. Auf Antrag einer | |
Zweidrittel-Mehrheit – und das wären in einem Gremium, das nur drei | |
Mitglieder hat, die beiden Vertreter der rot-grünen Koalition – soll die | |
strenge Vertraulichkeit der in der PKK diskutierten Inhalte auch für | |
einzelne Tagesordnungspunkte aufgehoben werden können. Das ist eine | |
Regelung, die auch für die PKK des Bundesamtes gilt. Dass ausgerechnet hier | |
der CDU-Abgeordnete Wilhelm Hinners die Funktionsfähigkeit des | |
Verfassungsschutzes in Gefahr sah, trug ihm von dem | |
SPD-Fraktionsvorsitzenden Björn Tschöpe den Vorwurf ein, er vertrete ein | |
Verständnis des Verfassungsschutzes, das aus den 1950er-Jahren stamme. | |
Innensenator Ulrich Maurer (SPD) begrüßte die große Einigkeit über die | |
Veränderungen im Verfassungsschutz-Gesetz. Und er formulierte die Hoffnung, | |
dass die Linken-Abgeordnete ihre „sehr kritische Einstellung“, die sie | |
gegenüber der Arbeit des Verfassungsschutzes gezeigt habe, revidieren | |
würde, wenn sie als Gast in diesem Gremium mehr Informationen bekomme. | |
Und die fließen reichlich, das hatte Güldner schon in der Dezember-Debatte | |
versichert. Vogt hatte von der PKK als einem „demokratiefeindlichen | |
Konstrukt“, einem öffentlich nicht kontrollierbaren Gremium gesprochen. | |
Güldner versicherte dagegen, die Zeiten, in den der Bremer | |
Verfassungsschutz Schlagzeilen machte, seien lange vorbei. Stundenlang | |
würden manchmal die drei Abgeordneten in der PKK Fragen stellen, und da | |
bliebe „keine Frage unbeantwortet“. | |
21 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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