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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Vom Saulus zum Paulus
> Weil Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp nur Mittelmaß will, muss Manager
> Ernst Tanner gehen. Damit wird der Weg frei für eine Sparkur beim
> Bundesligisten.
Bild: Speckt die TSG ab: Hoffenheims Geldgeber Dietmar Hopp.
Mit der Entlassung des Managers Ernst Tanner scheint Dietmar Hopp, der
Mäzen des TSV 1899 Hoffenheim, die Widersinnigkeit seiner Vereinspolitik
weiter auf die Spitze zu treiben. Erst mästete der Milliardär den
Dorfverein aus seiner Privatschatulle so sehr, dass er aus dem Amateurlager
in die Bundesliga platzte. In der Zweiten Liga etwa gaben die Hoffenheimer
für Neuverpflichtungen so viel Geld aus wie alle anderen Klubs zusammen.
Als der Verein nach halbjähriger Zugehörigkeit zur Ersten Liga mit der
Herbstmeisterschaft seinen sportlichen Zenit erreicht hatte, wandelte sich
aber Hopp plötzlich vom Saulus zum Paulus. Er sprach mit der Penetranz
eines Hans Eichel unentwegt vom Sparen. Der Verein speckte ab,
verabschiedete sich von großartigen Fußballern wie Carlos Eduardo, Demba
Ba, Luiz Gustavo, Vedad Ibisevic und damit auch von seinem spektakulären
Angriffsfußball.
Ralf Rangnick, der den Klub einst in die Erste Liga führte, hatte diese
Rosskur vor gut einem Jahr schon nicht mehr mittragen wollen. Auch Tanner,
heißt es, habe sich zuletzt gegen den Ausverkauf gewehrt. Er sei immer
wieder mit Hopp aneinandergeraten. In der Verlautbarung des Vereins war von
unterschiedlichen Auffassungen von der sportlichen Ausrichtung die Rede.
Ein Freud’scher Versprecher von Markus Babbel, der vor Kurzem nach seinem
Verhältnis zu Tanner befragt wurde, illustriert recht gut, wie es derzeit
um Hoffenheim bestellt ist. Er erklärte: „Das ist ein normales Mit- und
Gegeneinander. Ich habe keine Probleme mit ihm.“
## Wirtschaftlich selbst lebensfähig
Hinter der so widersinnig anmutenden Einmannvereinspolitik von Hopp steckt
aber durchaus ein langfristiger Plan. Der Softwareunternehmer hatte schon
zu Erfolgszeiten angekündigt, dass er das Füllhorn nicht ewig ausschütten
werde. Er verstand seine Geldspritzen schon immer als eine Art
Anschubfinanzierung. Sie sollte dazu dienen, ein bodenständiges
Bundesligaunternehmen zu schaffen, das wirtschaftlich aus sich selbst
heraus lebensfähig ist.
Ein hehrer Plan. Im Falle von Hoffenheim war es aber gerade aus
ökonomischer Sicht wenig zuträglich, dass man die gute sportliche
Entwicklung mit der Maßgabe, schwarze Zahlen zu schreiben, ausbremste.
Zudem hat das HoppÄsche radikale Ausnüchterungsprogramm auch andere
negative Effekte. Denn Hoffenheim dürfte mittlerweile für Spieler, die
früher auch der sportlichen Perspektive wegen mit einem Wechsel in die
badische Provinz liebäugelten, wenig Anziehungskraft haben.
Denn was soll man soch bei einem Klub, der es sich zum Ziel gesetzt hat,
Mittelmaß zu bleiben? Diese wenig attraktive Vorgabe könnte der Anfang vom
Ende des Hoffenheimer Projekts sein. Dem Image des Ausbildungsvereins, das
Hoffenheim für sich in Anspruch nimmt, ist es sowieso noch nie gerecht
geworden.
Denn die Spieler von Format waren bislang alle hinzugekauft – aus der
Jugendabteilung hat noch kein einziges Talent den ganz großen Sprung
geschafft. Fast schon verzweifelt wirkten zuletzt die Versuche, dieses
Manko zu beseitigen, indem man etwa einen 13-Jährigen aus Berlin
verpflichtete.
23 Mar 2012
## AUTOREN
Johannes Kopp
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