# taz.de -- 48. Grimme-Preis-Verleihung: Jetzt Marl ganz schnell | |
> Kaum Gelaber, kaum Gefühl: eine Grimme-Preis-Gala im Laufschritt-Tempo. | |
> Gewinner waren wieder mal die Öffentlich-Rechtlichen – und eine | |
> Tele5-Produktion. | |
Bild: Das sind doch noch halbe Kinder! Die Schauspieler Jonas Nay und Sophia Bo… | |
MARL taz | Michael Steinbrecher hatte es eilig. So zackig wie der | |
ZDF-Sportmoderator hat wohl noch niemand eine Grimme-Preis-Verleihung | |
wegpräsentiert. Schon um kurz vor neun, nach kaum zwei Stunden, konnte das | |
Branchenpublikum am Freitagabend aus dem Marler Stadttheater ins Rathaus | |
umziehen, wo ein opulentes Buffet (Austern!) und der Zapfhahn (Veltins!) | |
warteten. | |
Das erfreulich hohe Tempo hatte aber auch seinen Preis: Die Gefühle der | |
[1][Ausgezeichneten] kamen ein bisschen kurz (auch weil Dankesreden | |
unerwünscht waren). Zwar fand einer der Protagonisten aus Rosa von | |
Praunheims Stricherdoku „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ auf der Bühne | |
berührende Worte zur persönlichen Bedeutung des Films für ihn, doch so | |
richtig emotional wurde es erst bei der Besonderen Ehrung des Deutschen | |
Volkshochschulverbands für Hannelore Hoger. | |
„Du hast nie ein schlechtes Wort für mich gefunden“, sprach Hoger ihre | |
Tochter Nina an. „Du bist mein Herz.“ Hogers Applaus war tosend. Das | |
Publikum war gerührt, dass die Schauspielerin so gerührt war. | |
Vieles war aber auch wie immer: Regisseur Dominik Graf holte für das | |
ARD-Experiment „Dreileben“ bei der 48. Verleihung seinen 10. Grimme-Preis | |
ab, und die Öffentlich-Rechtlichen teilten die Preise unter sich auf. Mit | |
einer Ausnahme: „Walulis sieht fern“, die beim Münchner Ausbildungssender | |
afk entwickelte Mediensatire, ausgestrahlt vom Minisender Tele 5. | |
Dass die Gala unterm Strich in guter Erinnerung bleibt, ist nicht zuletzt | |
das Verdienst des Quartetts Salut Salon. Die Hamburger Musikerinnen | |
begeisterten im sonst oft unerträglichen Showblock mit Spielwitz und | |
akrobatischen Einlagen, etwa wenn ein inszenierter Zickenkrieg sie zu immer | |
kühneren Demonstrationen ihrer Virtuosität anstachelt. Eine beeindruckende | |
Leistungsschau. Wie die in Marl prämierten Produktionen. | |
Der Autor war Mitglied der Jury „Information & Kultur“ des 48. | |
Grimme-Preises | |
25 Mar 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.grimme-institut.de/html/index.php?id=45 | |
## AUTOREN | |
David Denk | |
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