# taz.de -- Theater startet Schulprojekt: Große Bühne statt großer Pause | |
> Das Grips Theater macht einen Deal mit Schulen: Der Theaterbesuch soll | |
> fester Bestandteil des Unterrichts werden. Der Clou: Arme Kids kommen | |
> gratis rein. | |
Bild: Kriegen bald auch Schüler zu sehen: Schauspieler des Grips-Theaters. | |
Bei Fieber erhöht sich unsere Körpertemperatur auf über 38 Grad Celsius. | |
Uns wird heiß. Wenn SchülerInnen künftig an das Grips Theater denken, soll | |
die „Fieberkurve“ bei ihnen auch steigen: Das Grips soll heiß machen. | |
Unter dem Namen „Grips Fieber“ stellt die renommierte Kinder- und | |
Jugendbühne an ihren beiden Spielorten am Hansaplatz in Tiergarten und im | |
Podewil in Mitte ab sofort ein „gemeinsames Theater-Schul-Projekt“ auf die | |
Beine. Ziel des „Pilotvorhabens im Rahmen der kulturellen Bildung“ sei es, | |
Theaterbesuche zum festen Bestandteil des Schulunterrichts zu machen, sagt | |
Grips-Theaterleiter Stefan Fischer-Fels – und zwar von der ersten bis zur | |
zehnten Klasse. | |
Konkret sieht das Grips-Fieber-Projekt vor, dass Verträge zwischen dem | |
Theater und zwanzig bis vierzig Partnerschulen geschlossen werden. Die | |
Schulen müssten sich verpflichten, „dass alle Schüler und Schülerinnen | |
mindestens einmal pro Schuljahr“ einen Theaterbesuch absolvieren, so | |
Fischer-Fels. Das Grips sorge seinerseits für die Aufführungen und | |
übernehme das Eintrittsgeld für Schüler, deren Eltern die Kosten nicht | |
aufbringen können. | |
Damit das Grips auf diesen Zusatzkosten – gerechnet wird mit bis zu 9.000 | |
Euro im Jahr – nicht sitzen bleibt, sollen Sponsoren den Theaterbesuch der | |
Partnerschulen fördern. Nach Auskunft von Fischer-Fels sind die | |
Investitionsbank Berlin (IBB), die Gasag und die Berliner Stadtreinigung | |
(BSR) dabei die ersten Partner. Die Kulturverwaltung habe bei der | |
„Kontaktaufnahme zu den Firmen“ wesentlich geholfen, so der Theaterleiter. | |
Bei der „Fieber“-Initiative geht es dem Grips Theater um die Stärkung der | |
Kulturinstitutionen und den Ausbau der kulturellen Bildung an Schulen. | |
Angesichts der aktuellen Diskussion über die Halbierung von Kulturetats | |
fordern neben dem Grips auch Künstlervereinigungen sowie Olaf Zimmermann | |
vom Deutschen Kulturrat in Berlin „verstärkte Bemühungen“, Kultur und | |
Bildung endlich zusammen zu denken. | |
Langfristiges Ziel des Grips-Projekts ist, wie in anderen Ländern schon | |
praktiziert, die Theaterkunst durch Workshops und Vorstellungsbesuche zum | |
festen Bestandteil des Unterrichts werden zu lassen. „Die Berliner Schulen | |
müssen in die Lage versetzt werden“, sagt Fischer-Fels, „sich regelmäßig | |
und umfassend mit Kunst und Kultur auseinanderzusetzen.“ Warum, schlägt er | |
vor, sollte nicht als Einstieg ins Fach Kulturelle Bildung eine | |
Theaterpflicht eingeführt werden – wie bei anderen Hauptfächern auch? | |
Das Grips-Theater hat andere Theater und Schulen aufgefordert, das | |
Theaterfieber mit in die Höhe zu treiben. Es müsse die kommende Aufgabe der | |
anderen Bühnen sein, ähnliche Verträge abzuschließen und unbürokratisches | |
Kultursponsoring zu organisieren. Das Grips-Fieber, so Fischer-Fels, dürfe | |
„kein Einzelprojekt“ bleiben. | |
26 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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