# taz.de -- Anetta Kahane über Neonazis: „Öko von Nazis hat keinen Wert“ | |
> Menschenrechte sind wichtiger als ein sauberer Bach, erklärt Anetta | |
> Kahane, Gründerin der Amadeu Antonio Stiftung, die gegen | |
> Rechtsextremismus kämpft. | |
Bild: Was nützt der saubere Bach, wenn er umgeben ist von Nazis? | |
tazlab: Frau Kahane, das diesjährige tazlab steht unter dem Motto „Das gute | |
Leben“ – ziemlich ökolastig. Was hat ihre Veranstaltung über Neonazis mit | |
Öko zu tun? | |
Anetta Kahane: Um es gleich mal krass zu sagen: Wenn Öko von Nazis gemacht | |
wird, hat das für mich keinen Wert. Ich kann mit einem sauberen Bach nichts | |
anfangen, wenn ich mit meinen Freunden, Menschen, die im Visier von Rechten | |
und Rechtsradikalen sind, nicht am selben sitzen kann. Für mich hat eine | |
Ökologie, die sich nicht gleichzeitig um gesellschaftliche Offenheit und | |
Vielfalt bemüht, keinen Wert. Lieber würde ich in einem verdreckten Land | |
wohnen, wo die Leute nett zueinander sind. | |
Sie wollen uns also weismachen, Neonazis hätten das Ökothema auch für ihre | |
Politik entdeckt ? | |
Oh ja, dafür gibt es Anhaltspunkte. Grüne und Ökobewegung hatten in frühen | |
Jahren häufiger atmosphärische Schnittmengen, die nach Blut und Boden | |
schmeckten. Davon abgesehen: Es gibt viele neonazistische Leute, die | |
Ökobauern sind – gerade im Osten der Republik. | |
Wie sieht denn dort Realität für Migranten aus? | |
Menschen, überwiegend Migranten, die ihren Dönerladen oder ihren Asia | |
Imbiss aufmachen wollen, werden unter Druck gesetzt. Das ist ein | |
akzeptierter Zustand, der nicht aktiv bekämpft wird. Manchmal reagiert man | |
auf Nazis – aber es gibt keinen politischen Willen, wirklich etwas zu | |
ändern. | |
So taub scheint uns der Osten doch auch nicht zu sein. | |
Sehen Sie: In Hoyerswerda und Rostock wurden nach den Anschlägen die Opfer | |
abgezogen und versteckt – und die Leute haben jubiliert, weil sie es | |
faktisch geschafft haben, die ihnen Unliebsamen zu verjagen. | |
Was hätte denn die Politik tun sollen? | |
Die Politiker hätten sich ganz einfach hinstellen können und sagen: Wir | |
bleiben mit den Opfern so lange gemeinsam hier, bis ihr euch wieder | |
eingekriegt habt. Und auch diese Botschaft fehlte mir: Jeder, der den Arm | |
zum Hitlergruß hebt, geht in den Knast. Man hat dem Mob nachgegeben, | |
anstatt etwas zu ändern. | |
Was könnte man denn tun? | |
Von den Neonazis kommen viele aus dem Handwerkermilieu. Warum also nicht | |
Neonazibetriebe oder solche, die Neonazis beschäftigen, boykottieren? Oder | |
dort nicht nur eine Frauen-, sondern auch eine Migrantenquote einführen. | |
Man muss es einfach wollen – und machen. | |
30 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Charlotte Langenkamp | |
## TAGS | |
tazlab 2012: „Das gute Leben“ | |
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