# taz.de -- Königlicher Waffenunfall in Spanien: Schuss in den Fuß | |
> Der 13-jährige Enkelsohn von König Juan Carlos schießt sich mit einer | |
> Jagdwaffe selbst in den Fuß. Dabei gibt es ein striktes Waffenverbot für | |
> Kinder unter 14. | |
Bild: Da war der Fuß noch heil. | |
MADRID taz | Spaniens Königsfamilie gerät immer wieder in die Schlagzeilen. | |
Nach den gerichtlichen Ermittlungen wegen Korruption gegen Iñaki | |
Urdangarin, Ehemann von Infanta Cristina, der mittlere von drei Kindern von | |
König Juan Carlos I. macht jetzt der Sohn der ältesten Königstochter Elena | |
von sich Reden. Der gerade einmal 13jährige Felipe Froilán de Todos los | |
Santos schoss sich am Ostermontag mit einer Jagdwaffe in den Fuß und liegt | |
seither im Krankenhaus. | |
Der älteste Enkel von Juan Carlos habe im Hof des Hauses seines von Elena | |
geschiedenen Vaters Jaime de Marichalar im zentralspanischen Soria „bei | |
Schießübungen einen Unfall erlitten“, heißt es kurz und bündig seitens der | |
Pressestelle des Königshauses. | |
Die Kartusche vom Kaliber 36 „verursachte eine Verletzung im rechten Fuß“. | |
Königin Sofia besuchte ihren Enkel im Krankenhaus in Madrid, wo "die Wunde | |
chirurgisch gereinigt" wurde. Weitere Stellungnahmen zum Vorfall gibt es | |
nicht. | |
Auch Spaniens Politik schweigt. Wenn es um das Königshaus geht, halten sich | |
die ansonsten wortstarken Politiker und die Presse zurück. Nur der | |
ehemalige Ombudsmann für Jugendrechte, Javier Urra, traut sich an das Thema | |
heran. | |
Er verweist im spanischen Berlusconi-Sender TeleCinco auf das gültige | |
Waffengesetz. Demnach ist der Umgang und Besitz von Schusswaffen für | |
Jugendliche unter 14 Jahre strickt verboten. | |
„Nicht einmal Luftdruckgewehre sind zulässig“, erklärt Urra. Das gelte au… | |
dann, „wenn der Jugendliche mit seinem Vater zusammen ist“. | |
Für 14 bis 18-Jährige gibt es Ausnahmegenehmigungen. Aber sie müssen eine | |
strenge theoretische und praktische Prüfung ablegen, sowie bei der Jagd | |
oder beim Sportschießen von einem Erziehungsberechtigten begleitet werden. | |
Als einzige politische Organisation meldet sich die Tierschutzpartei PACMA | |
zu Wort. Sie bezweifelt die offizielle Version: „Was für Schießübungen | |
führte Froilán mit seinem Vater auf dem Hof des Hauses durch? Handelte es | |
sich nicht vielmehr um eine Jagd, was übrigens mit der Art von Waffe, um | |
die es geht, verboten wäre?“ heißt es in der Erklärung der Partei, die bei | |
den letzten Wahlen immerhin einen Achtungserfolg von 101.000 Stimmen | |
erreichte. | |
„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, lautet einer der Kommentare, die im | |
Internet unter der Nachricht von Felipe Froiláns Unfall immer wieder | |
gepostet wurde. | |
Denn auch Großvater König Juan Carlos I. war im Alter von 18 Jahren in | |
einen dubiosen Waffenunfall verwickelt. Es war das Jahr 1956 als er mit | |
seinem drei Jahre jüngeren Bruder Alfonso im väterlichen Exil im | |
portugiesischen Badeort Estoril im Wohnzimmer mit einer Pistole spielte. Es | |
löste sich ein Schuss und traf Alfonso in den Kopf. | |
Der Junge war sofort tot. Die erste Version lautete damals, Alfonso habe | |
die Waffe gehalten. Heute gilt als sicher, dass es Juan Carlos war, der | |
schoss. Ausführlich ermittelt wurde nie. | |
Schwerwiegendere strafrechtliche Folgen wird der Unfall von Felipe Froilán | |
nicht haben. Der Umgang mit einer Waffe unter 14 Jahren wird mit einem | |
Bußgeld von 300 bis 600 Euro geahndet. | |
Bei einem jährlichen königlichen Haushalt von über acht Millionen Euro | |
fällt dies kaum ins Gewicht – auch jetzt nicht, wo König Juan Carlos in | |
Zeiten der Krise eine zwei-prozentige Kürzung der staatlichen Zuwendungen | |
hinnehmen musste. | |
10 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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