# taz.de -- Nachruf auf Commodore-Gründer Tramiel: „Computer für die Massen… | |
> Als jugendlicher entkam er den Nazis und leitete später zwei der | |
> Einflussreichsten Computerfirmen – nun ist Commodore-Gründer Jack Tramiel | |
> verstorben. | |
Bild: Wechselte 1984 zu Atari: Der Commodore-Gründer Tramiel. | |
BERLIN taz | Als der 1928 im mittelpolnischen Łodz geborene Jacek Trzmiel | |
ein Jugendlicher war, wäre sein Leben auch schon fast beendet: ab 1939 | |
musste er im Ghetto Litzmannstadt leben, 1944 wurde er dann ins | |
Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Zusammen mit seinem Vater wurde | |
er dort jedoch für den Arbeitseinsatz für tauglich befunden und nach | |
Hannover-Ahlem geschickt, einem Gestapo- und Arbeitslager. | |
Sein Vater überlebte diese Zeit nicht: Laut Trzmiel wurde er wegen | |
Arbeitsunfähigkeit ermordet. Im April 1945 wurde Trzmiel dort von | |
US-Truppen befreit, als einer von 60 Überlebenden. Nachdem er 1947 in | |
Deutschland die ebenfalls Auschwitz überlebt habende Helen Goldgrub | |
heiratete, wanderte Trzmiel im November in die USA aus und nannte sich dort | |
Jack Tramiel. | |
Das neue Leben, das Tramiel sich dort aufbaute, begann mit einem Job bei | |
der US-Armee: ab 1948 reparierte er für die Army Büroausstattung, leitete | |
das zuständige Büro später. Doch auch bei der Army hielt es ihn nicht lang: | |
zwei Jahre stand Tramiel im Dienst, dann startete er mit einem | |
Regierungsdarlehen für frühere Soldaten einen Reparaturservice. Er zog ins | |
kanadische Toronto in die Nähe von Verwandten seiner Frau und bekam dort | |
ein weiteres Darlehen, mit dem er eine Lizenzfabrikation für tschechische | |
Schreibmaschinen startete. Als er diese auch in die USA exportieren wollte, | |
gründete Tramiel eine neue Firma: Commodore. | |
Commodore steht wie keine zweite Firma für die Eroberung der Kinderzimmer | |
mit Heimcomputern. Sie stellte erst Schreibmaschinen, dann Taschenrechner | |
und schließlich einfache, günstige Computer wie den PET und den VC-20 her. | |
Der größte Erfolg der Firma sollte aber ein Computer werden, der aus | |
billigen Bauteilen zusammengeschustert war: der Commodore 64, aufgrund | |
seiner speziellen Bauform auch Brotkasten genannt. | |
## Den Konkurrenten übernommen | |
„Computer für die Masse, nicht für die Klasse“ war Tramiels Motto. Über … | |
Millionen Mal verkaufte sich der „C64“ zwischen 1981 und 1994. Doch da war | |
Tramiel schon nicht mehr bei Commodore. Tramiel verließ die von ihm | |
gegründete Firma 1984 und übernahm den ehemaligen Konkurrenten Atari, wo er | |
weitere bekannte Heimcomputer auf den Markt brachte, die mit dem | |
Betriebssystem TOS liefen – angeblich stand das Kürzel für „Tramiel | |
Operating System“. | |
1996 verkaufte Tramiel Atari – die Zeit der Heimcomputer war abgelaufen. Er | |
zog sich mit seiner Frau ins Privatleben zurück und gab immer wieder aus | |
seinem Privatvermögen Geld für die Erinnerung an den Holocaust. Noch 2011 | |
spendete Tramiel eine Million Dollar für die Erinnerungsausstellung an den | |
Aufstand im Warschauer Ghetto im jüdischen Museum Warschau, die 2013 | |
eröffnet wird. | |
10 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Falk Lüke | |
## TAGS | |
Technik | |
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