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# taz.de -- Gebrochene Federn im AKW: Brokdorf wochenlang vom Netz
> Wegen gebrochener Federn zieht die Betreiberin Eon die Revision des
> Atomkraftwerks vor. Dabei sollen alle Brennelemente im Reaktorkern
> überprüft und, falls nötig, ausgetauscht werden.
Bild: Vor dem Abbild des Reaktorkerns (Mitte): Mitarbeiter des AKWs Brokdorf am…
Das Atomkraftwerk Brokdorf wird noch einige Wochen länger abgeschaltet
bleiben. Der Grund dafür sind gebrochene Federn, die an mehreren
Brennelementen festgestellt wurden. Beim einem Fachgespräch am Dienstag
einigten sich die schleswig-holsteinische Atomaufsicht und die Betreiberin
Eon darauf, das Kraftwerk vollständig herunter zu fahren und die eigentlich
für August geplante Jahresrevision vorzuziehen. Dabei sollen alle
Brennelemente im Reaktorkern überprüft und, falls nötig, ausgetauscht
werden.
Die Atomaufsicht habe immer den Standpunkt „Sicherheit vor
Wirtschaftlichkeit“ vertreten, beteuerte der zuständige
Justiz-Staatssekretär Michael Dölp. „Ich begrüße daher sehr, dass auch der
Betreiber Eon Sicherheitsbelangen Vorrang vor etwaigen wirtschaftlichen
Interessen eingeräumt hat.“
Die gebrochenen Niederhaltefedern sind an acht Brennelementen entdeckt
worden, die im Zuge der Revision im vergangenen Jahr aus dem Reaktor
genommen worden waren. Die Federn drücken von oben auf das Brennelement und
verhindern, dass es sich durch Wärme ausdehnt. Brechen die Federn, hätte
das nach Einschätzung von Eon keine sicherheitsrelevanten Folgen. Auf der
internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (Ines) sei der
Bruch der Federn mit Null zu bewerten: ohne sicherheitstechnische
Bedeutung.
Eon trat Befürchtungen entgegen, ein Bruch der Federn könnte eine
Schnellabschaltung des Kraftwerks verhindern. Es war spekuliert worden, die
im Wasser stehenden Brennelemente könnten ohne den Druck der Federn
Auftrieb erhalten, verkanten und die Steuerstäbe blockieren, die die
Kernspaltung bremsen sollen. Blieben sie stecken, würde sich die
Kernspaltung fortsetzen. Der Reaktor könnte sich überhitzen. Im schlimmsten
Fall könnte es zu einer Kernschmelze kommen, bei der Radioaktivität in die
Umwelt gelangt."Ob das durch den Bruch einzelner Federn hätte passieren
können, wissen wir nicht", sagt Oliver Breuer von dem für die Atomaufsicht
zuständigen Justizministerium.
Eon dagegen versichert, die Federn hätten keinen Einfluss auf die
Schnellabschaltung. "Die Abschaltsicherheit ist durch die Steuerelemente
gewährleistet", sagt Eon-Sprecherin Petra Uhlmann. Die Niederhaltefedern
seien nur ein Teil eines mehrfach ausgelegten Systems, um die Brennelemente
in Position zu halten. Berechnungen hätten ergeben, dass die Brennelemente
auch dann nicht aufschwimmen würden, wenn sämtliche Federn gebrochen wären.
Schon ihr Eigengewicht halte sie unten.
Allerdings befinden sich Brennelemente aus der Produktionsscharge mit den
kaputten Federn im Reaktor. Um festzustellen, ob darunter noch weitere mit
gebrochenen Federn sind, wird das AKW herunter gefahren und der
Reaktordruckbehälter geöffnet. Da das bei einer Revision ohnehin gemacht
werden muss, zieht Eon diese vor. „Die haben sich zuerst geziert“, sagt
Karsten Hinrichsen von der Bürgerinitiative Brokdorf-akut. „Wir sind sehr
froh, dass sie nun doch den Deckel aufmachen.“
Hinrichsen erinnert daran, dass die gebrochenen Federn nicht das erste
Problem mit den Brennelementen in Brokdorf sind. Der Fehler sei überhaupt
nur entdeckt worden, weil bei der Revision im vergangenen Jahr
Brennelemente mit defekten Abstandshaltern entdeckt und aus dem Reaktor
genommen wurden. Auch dadurch hätte es Probleme bei einer
Schnellabschaltung des Reaktors geben können.
„In dieser Betriebsperiode haben sie nicht so viel Freude an dem AKW“,
stellt Hinrichsen fest. Ebenfalls im vergangenen Sommer fiel einer der
beiden Transformatoren des Kraftwerks aus. Brokdorf musst vom Netz gehen,
damit der zweite Transformator auf mögliche Schäden untersucht werden
konnte. Bis ein zweiter Transformator beschafft werden konnte, durfte die
Anlage danach nur mit maximal halber Leistung betrieben werden.
Obwohl das Kraftwerk jetzt ganz ausgefallen ist, hat es nach Angaben des
Netzbetreibers Tennet noch keine Versorgungsprobleme gegeben.
11 Apr 2012
## AUTOREN
Gernot Knödler
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