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# taz.de -- Gemeinwohlökonomie: Der Finanzmissionar
> Ein österreichischer Wirtschaftsprediger will den Kapitalismus von innen
> angreifen – ganz freundlich. Jetzt hat er sich mit einem bayerischen
> Banker verbündet.
Bild: Christian Felber hat eine Vision, viele Antworten und wenige Zweifel.
Christian Felber ist ein leiser, sanfter Mensch mit behutsamem Händedruck
und scheuem Blick. Er kleidet sich zurückhaltend, sitzt bescheiden in einer
hinteren Stuhlreihe und wartet, bis man ihn nach vorne bittet. Aber vorne
am Rednerpult ändert sich das. Dann wird er bestimmt, fast schneidend. Kein
Wunder, der Österreicher Felber hat eine Mission: Er will nicht weniger,
als ein anderes Wirtschaftssystem auf den Weg bringen.
„Gemeinwohlökonomie“ heißt seine Idee von einem Wirtschaften, das auf
Kooperation statt auf Konkurrenz setzt. Deshalb verlangt Felber, eine
Obergrenze für Privateigentum von zehn Millionen Euro einzuführen, Banken
die Finanzspekulation zu untersagen, Firmen die Gewinnausschüttung an ihre
Besitzer mehr oder weniger zu verbieten und sie zu verpflichten, nur noch
sozialverträgliche Produkteherzustellen.
Christian Felbers Idee passt in diese Zeit. Lehman ist lange schon pleite,
mit Milliarden hat der Staat Banken gerettet, Arbeitnehmern bleibt immer
weniger von Lohn oder Gehalt übrig. Die Schere zwischen Normalverdienern
und Reichen öffnet sich. Felber will sie schließen. Sein Buch
„Gemeinwohlökonomie“ mit dem Untertitel „Das Wirtschaftsmodell der Zukun…
ist vor zwei Jahren erschienen. Mittlerweile gibt es viele Bücher anderer
Autoren, die ganz ähnliche Namen haben. Es gibt eine gewisse
Gemeinwohlmode. Aber ist es mehr als das?
592 Firmen unterstützen mittlerweile Felbers Konzept. Zwar sind die meisten
klein und gehören der Ökobranche an, aber es gibt auch größere Unternehmen
darunter, etwa die Bahntechnik-Firma Rhomberg oder die Sparda-Bank München.
Deren Chef Helmut Lind hat, trotz und wegen seines Jobs, eine ziemlich
negative Sicht auf Teile der ökonomischen Realität. Nun soll Christian
Felber mit seiner charismatischen Art den Mitarbeitern der Sparda München
erklären, wie eine Wirtschaft funktioniert, in der es allen Menschen gut
geht.
Aber wie soll eine Bank überleben, die mit einem Hauptprodukt – Krediten –
keinen Gewinn mehr machen darf, durch den sie Personal und Investitionen
finanziert? Und, noch grundsätzlicher gefragt: Ist die Profitgier, die
Felber bekämpfen will, nicht der Motor des Fortschritts, den die Mehrheit
der Bevölkerung in wohlhabenden Staaten genießt?
Wie der Tänzer und Wirtschaftsprediger Christian Felber bei den
Mitarbeitern der Sparda Bank in München ankam, was genau ihn mit dem
Bankchef verbindet und wie er die Gemeinwohlökonomie verwirklichen will,
steht in der [1][sonntaz vom 14./15. April].
14 Apr 2012
## LINKS
[1] /sonntaz
## AUTOREN
Hannes Koch
Hannes Koch
## TAGS
Schwerpunkt TTIP
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