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# taz.de -- Kommentar Nordkoreas Raketenflop: Provozieren reicht
> Der verpatzte Raketenstart am Donnerstag hat Nordkoreas neuen Führer zwar
> nicht wirklich stärker gemacht, aber auch nicht erheblich geschwächt.
Bild: 2010 war noch alles geordnet in Pjöngjang. Irgendwo in der ersten Reihe …
Was für eine Niederlage. Der junge Kim Jong Um ist noch keine vier Monate
als neuer Machthaber von Nordkorea im Amt. Dennoch hat er sich mit dem
gescheiterten Raketentest schlimm blamiert. Dabei wollte der 30-Jährige der
Weltöffentlichkeit zeigen, dass er trotz seines jungen Alters sehr wohl
imstande ist, in die Fußstapfen seines tyrannischen Vaters und Großvaters
zu treten. Doch beim großspurig angekündigten Test stürzte die Rakete vom
Typ Taepodong-2 samt Beobachtungssatelliten [1][nur eine Minute nach dem
Start ins Gelbe Meer]. Ein schlimmeres Debakel hätte es für den neuen
Diktator zu seinem Einstieg nicht geben können - möchte man meinen.
Doch dem ist nicht so. Sicherlich wäre es für Kim Jong Um sehr viel besser
gelaufen, wenn es die Träger- und Langstreckenrakete tatsächlich ins All
geschafft hätte. Er hätte nicht nur Nordkoreas Feinden in unmittelbarer
Nachbarschaft, Südkorea und Japan, die Zähne gezeigt, sondern vor allem
auch deren Schutzmacht, den mächtigen USA. Doch in dem seit sechs
Jahrzehnten isolierten Stalinistenstaat gelten andere Maßstäbe.
Der nordkoreanischen Führungsriege genügt es Südkorea, die USA und den Rest
der Welt provoziert und eingeschüchtert zu haben. Das gelang ihr bereits
mit der bloßen Ankündigung eines Raketentests. Zudem ist es nicht das erste
Mal, dass Nordkoreas Machthaber technologisch viel versprochen haben, aber
tatsächlich überfordert sind. Pjöngjangs 2006 und 2009 abgeschossene
Raketen fielen ebenfalls ins Wasser oder stellten sich als Blindgänger
heraus.
Diese Niederlagen hatte Vater Kim auch schon nicht vom Thron gestoßen. Dass
nun die Amerikaner als Reaktion auf den jüngsten Raketentestversuch schon
wieder die Nahrungsmittelhilfe einstellen wollen, wird es diesem Regime
erleichtern, die Bevölkerung hinter dem jungen Kim zu vereinen. Leid
schweißt häufig zusammen.
Der verpatzte Raketenstart am Donnerstag hat Nordkoreas neuen Führer zwar
nicht wirklich stärker gemacht, aber auch nicht erheblich geschwächt. Die
Weltgemeinschaft muss sich in den kommenden Jahren auf einen
unzurechnungsfähigen und damit gefährlichen Despoten einstellen.
14 Apr 2012
## LINKS
[1] /Nordkoreas-Raketentest-endet-im-Fiasko-/!91380/
## AUTOREN
Felix Lee
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