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# taz.de -- Kommentar IWF: Deutsche haben sich verrechnet
> Schäubles Bettelgang nach Washington dient nur einem Zweck: Den IWF mal
> wieder als Sündenbock für die Finanzkrise in den Entwicklungsländern zu
> präsentieren.
Bild: Wertvolles Stimmrecht: Schwellenländer beteiligen sich mit Milliarden an…
Der Bundesfinanzminister bettelt beim Internationalen Währungsfonds (IWF)
um mehr Geld für die EU-Krisenländer. Verkehrte Welt. War es nicht
Schäuble, der den überschuldeten Euro-Mitgliedern stets predigte, weniger
sei mehr? Nicht große Rettungsschirme und Hilfspakete beseitigten ihre
Probleme, sondern nur sparen, sparen, sparen.
Nein, die Welt ist noch die alte. Selbst der Bundesregierung dürfte bekannt
sein, dass die Eurokrise nicht durch Kaputtsparen zu lösen ist. Doch nach
innen den Wählern zu vermitteln, dass die Deutschen schon aus
Eigeninteresse für die Euro-Partnerländer finanziell mit einstehen sollten,
ist ihr nie gelungen. Sie hat sich lieber als Verteidigerin deutscher
Steuergelder geriert.
Noch weniger schaffte sie es, über den eigenen ideologischen Schatten zu
springen. Reformen wie die gemeinsame Ausgabe von Anleihen, sogenannten
Eurobonds, sind bis heute tabu – obwohl sie sicher mehr zur Beruhigung der
Finanzmärkte beitragen würden als die ständigen Vergrößerungen des
Rettungsschirms. Durch den Umweg über den Fonds kann die Bundesregierung so
tun, als bliebe sie hart.
Mit dem Bettelgang nach Washington dürften die Europäer aber auch noch eine
andere Hoffnung verbinden: Der IWF hat bei der Bekämpfung von Finanzkrisen
in den Entwicklungsländern ein ums andere Mal den perfekten Sündenbock
gegeben. Unsoziale Spardiktate? Sorry, Auflagen des IWF, der sonst kein
Geld gibt. Damit aber könnten sich Schäuble und Co verrechnet haben.
Denn der IWF scheint aus seinen Fehlern gelernt zu haben und warnt
neuerdings sogar vor zu viel Sparen. Wären doch nur die Europäer so
lernfähig! Dann könnten sie die überfälligen strukturellen Reformen in der
EU einleiten und ihre Krise selbst lösen. Ganz ohne Geld aus dem Süden.
20 Apr 2012
## AUTOREN
Nicola Liebert
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