# taz.de -- Kürzungen beim Klimaschutz: Die SPD kippt das Klima | |
> Der Senat will den Haushalt für Klimaprojekte mindestens halbieren. Die | |
> Streichliste umfasst die energetische Haussanierung und viele | |
> Förderprogramme. | |
Bild: "Mein Baum - meine Stadt": Klimaschutz nach Art von Bürgermeister Olaf S… | |
HAMBURG taz | Der Klimaschutz in Hamburg wird zusammengespart. Nach | |
Informationen der taz soll der dafür vorgesehene Etat in der Behörde für | |
Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in etwa halbiert werden. Konkret sollen | |
die Haushaltsmittel von zurzeit 23,5 Millionen Euro pro Jahr auf maximal 13 | |
Millionen Euro jährlich zusammengestrichen und die 2007 eingerichtete | |
Leitstelle Klimaschutz abgeschafft werden. „Dann ist keine sinnvolle | |
Klimaschutzpolitik mehr möglich“, glaubt ein langjähriger Kenner der | |
Verhältnisse. „Das Klimaschutzprogramm wird kaputtgespart“, kritisiert auch | |
Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan. | |
Ganz oben auf der Streichliste von SPD-Senatorin Jutta Blankau stehen die | |
Fördertöpfe für die energetische Gebäudesanierung, die Umweltberatung von | |
Bauherrn und Unternehmen in Sachen Energieeffizienz, die ökologischen | |
Fortbildungen für Handwerksbetriebe sowie die Förderprogramme zum Beispiel | |
für Solarthermie. Zwar sind etliche Details noch unklar und definitive | |
Entscheidungen noch nicht getroffen. Die behördeninterne Ansage allerdings | |
lautet, alle nicht langfristig gebundenen Mittel zu streichen. | |
Zumindest erwogen wird zudem, die Leitstelle Klimaschutz, welche die | |
entsprechenden Programme ausarbeitet und koordiniert, abzuschaffen und die | |
sieben Mitarbeiter zu versetzen. Die restlichen Haushaltsmittel würden dann | |
auf Sachbearbeiterebene für einzelne Anträge bewilligt – oder eben nicht. | |
„Dann würde Klimaschutz zur reinen Verwaltungstätigkeit degradiert“, | |
kritisiert der von der taz befragte Experte: „Sie ist aber als Steuerungs- | |
und Kontrollinstanz unverzichtbar, wenn man politisch gestalten will.“ | |
Eben das aber wird unter der SPD-Alleinregierung offensichtlich für unnötig | |
gehalten. So hatte Blankau am 20. Dezember 2011 eingeräumt, die | |
öffentlichen Mittel für den Klimaschutz hätten bei Privatleuten und der | |
Wirtschaft Investitionen in dreifacher Höhe angeregt. Trotz dieses Erfolgs | |
sollten jedoch künftig nur noch Maßnahmen umgesetzt werden, bei denen die | |
Kosten in einem besonders günstigen Verhältnis zur Ausstoßminderung des | |
Klimakillers Kohlendioxid stünden. Die dafür vorgenommene Evaluierung ist | |
noch nicht abgeschlossen: Der bereits für Ende 2011 angekündigte Masterplan | |
Klimaschutz für die kommenden Jahre 2013 bis 2020 liegt noch immer nicht | |
vor. | |
Dennoch muss auch die BSU schon jetzt für den neuen Doppelhaushalt 2013 / | |
2014 Einsparungen vorweisen, so verlangen es Bürgermeister Olaf Scholz und | |
Finanzsenator Peter Tschentscher (beide SPD). Dieser Haushalt wird zurzeit | |
in den Fachbehörden aufgestellt, im Juni soll der Entwurf vom Senat | |
beschlossen und dem Parlament vorgelegt werden. Die Verabschiedung in der | |
Bürgerschaft ist dann für Mitte Dezember vorgesehen. | |
Die BSU sah sich am Dienstag auf taz-Anfrage zu keiner Stellungnahme in der | |
Lage und verwies an die Finanzbehörde. Deren Sprecher Daniel Stricker | |
wiederum erklärte, er könne keine Stellung nehmen zu Entscheidungen, „die | |
der Senat eventuell beschließen könnte“. | |
Der grüne Fraktionschef Kerstan ist derweil „richtig sauer“ darüber, wie | |
die SPD mit dem schwarz-grünen Klimaschutzprogramm umgeht: „Die | |
Umweltpolitik“, so sein Vorwurf, „wird von diesem Senat gezielt | |
abgewickelt.“ | |
24 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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