# taz.de -- Guardiola verlässt den FC Barcelona: Unerreichter Rekordhalter | |
> Josep Guardiola, der Barça zum weltbesten Vereinsteam formte, verkündet | |
> unaufgeregt seinen Abschied. Der 41-jährige Workaholic tritt mit | |
> fabelhalten Erfolgen im Gepäck ab. | |
Bild: Hat alles erreicht: Guardiola. | |
Recht schlicht soll Josep Guardiola seinen Spielern die Botschaft | |
übermittelt haben. „Jungs, ich werde Barça verlassen.“ Dies, so | |
kolportierte es eine spanische Zeitung, hat der Trainer des FC Barcelona am | |
Freitag seinen Spielern vor der morgendlichen Trainingseinheit gesagt. | |
Überrascht haben dürfte das gewiss niemanden mehr. Wie der Verein bekannt | |
gab, wird Assistenztrainer Tito Vilanova Guardiolas Nachfolger. Das Gerücht | |
um dessen Rückzug hatte sich schon am Tag zuvor rasant im Internet | |
verbreitet. Kein Wunder: Die Entscheidung kommt einer historischen Zäsur | |
gleich. | |
Die Erfolge, die der immer noch rechte junge Guardiola (41) mit dem FC | |
Barcelona eingefahren hat, sind im wahrsten Sinne des Wortes fabelhaft. | |
Bereits in seinem ersten Jahr als Profitrainer, als der damals 37-Jährige | |
noch den Status des Anfängers genoss, stellte er einen im Weltfußball bis | |
heute unerreichten Rekord auf. | |
Er gewann mit seinem Team in der Saison 2008/09 sechs Titel: die | |
Meisterschaft, den Pokal, den spanischen Supercup, die Champions League, | |
den Uefa-Supercup und die Fifa-Klubweltmeisterschaft. Dabei hatte er als | |
erste Amtshandlung die Weltstars Ronaldinho, Deco und Eto’o aussortiert und | |
durch Spieler ersetzt, die er vom B-Team kannte, das er zuvor betreute. | |
## 13 Trophäen in drei Jahren | |
In der Folgezeit bekamen die Barça-Profis noch etliche Trophäen überreicht | |
– 13 waren es nach drei Jahren. Der FC Barcelona ist derzeit unbestritten | |
das beste Vereinsteam der Welt. Mit dem auf eigenen Ballbesitz | |
ausgerichteten Offensivfußball bot Guardiola zudem auch das Modell für die | |
spanische Nationalmannschaft, die 2010 Weltmeister wurde. | |
Erreicht hatte Guardiola in Barcelona alles. Bestätigt hatte er seine | |
Erfolge auch. Was ihm als Vision blieb: die fortwährende Wiederholung | |
seiner Triumphe. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Denn Pep, wie Guardiola auch | |
genannt wird, war überzeugt: Eine Mannschaft, die alles gewonnen hat, muss | |
sich ständig verändern, um weiter erfolgreich zu sein, weil die Gegner | |
ansonsten wirkungsvolle Gegenstrategien entwickeln würden. | |
Der FC Chelsea, so sahen es einige Beobachter, war so ein Team, das | |
Barcelona im Champions-League-Halbfinalrückspiel seine Grenzen aufzeigte. | |
Real Madrid war dies nur wenige Tage zuvor gelungen. Als Kapitulation darf | |
man Guardiolas Entscheidung aber dennoch nicht missverstehen. | |
Bereits im Februar gab es Gerüchte um das Ende von Guardiolas Amtszeit, | |
weil dieser seinen bis Sommer gültigen Vertrag nicht verlängern wollte. | |
Damals sagte er: „Momentan brauche ich noch etwas mehr Zeit, um mir darüber | |
klar zu werden. Ich weiß, dass ich es nirgendwo so gut haben werde wie | |
hier, doch ich muss es auch fühlen“. | |
## Im Keller von Camp Nou | |
Das klang schon ein wenig danach, als ob Pep der nötige Pepp fehlte, als ob | |
er den hohen Energiepegel, für den er bekannt war, nicht mehr halten könne. | |
Dem Vernehmen nach wies er alle Symptome eines Workaholics auf. Er pflegte | |
den Arbeitsstil eines Besessenen. Im Keller des Stadions Camp Nou soll er | |
sich gefühlte Ewigkeiten eingeschlossen haben, um die Gegner zu | |
analysieren. | |
Diesem Mann wäre eine schöpferische Pause zu gönnen. Vielleicht sucht er | |
auch nur eine neue Herausforderung. Das Wettbieten um ihn dürfte längst | |
begonnen haben. Selbst Spieler, die er fortschickte, schwärmen von ihm. Der | |
argentinische Abwehrspieler Gabriel Milito etwa erklärte: „Ich hatte das | |
Glück, in meiner Karriere viele sehr gute Trainer gehabt zu haben, wie José | |
Pekerman, César Luis Menotti, Tolo Gallego und Marcelo Bielsa, aber Pep ist | |
der Größte von allen.“ | |
27 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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