# taz.de -- Neues Heft „Spiegel Kultur London“: Weil sie es können | |
> Der Spiegel-Verlag hat einen Reiseführer, ach nein, ein monothematisches | |
> Heft mit dem Titel „Spiegel Kultur London“ herausgebracht. Warum? Nur so. | |
Bild: So sieht das aus, wenn der „Spiegel“ die „Stadt der Rekorde“ feie… | |
Das Heft ist blau, das Cover ziehrt ein Frauengesicht, deren rechtes Auge | |
Lidschatten in den Farben der Flagge Großbritanniens trägt. Am unteren | |
Bildrand steht „London“ – schön ist das nicht, aber eindeutig. | |
Passend zu den olympischen Sommerspielen in London hat der Spiegel-Verlag | |
am 24. April ein neues Magazin heraus gebracht: Spiegel Kultur London. | |
Nicht zu verwechseln mit dem wöchentlichen Kultur Spiegel – obwohl es sich | |
um dieselbe Redaktion handelt. Es ist, wie die Unterzeile schon sagt, | |
monothematisch und widmet sich auf 148 Seiten der Kulturszene der | |
britischen Metropole, zum Preis von 4,90 Euro. | |
Optisch soll sich Spiegel Kultur an die Reihen Spiegel Wissen und Spiegel | |
Geschichte anlehnen – das Konzept wird dabei allerdings nicht so recht | |
klar. Außer, dass es eben um London geht und der Spiegel die Stadt zur Zeit | |
wohl einer Sonderausgabe würdig fand. | |
Cover und innere Aufmachung sind dabei aber eher Neon-like, wofür der | |
kleinteilige, umfangreiche Serviceteil mit Empfehlungen zu Hotels, | |
Restaurants und Shopping-Tipps sowie die Unterhaltungs-Elemente – „60 | |
Gründe, die Queen zu lieben“ –, aber auch Reportagen über das Nachtleben, | |
die U-Bahn sowie ein Portrait der Rapperin Speech Debelle sorgen. | |
## „Can't buy me love“ | |
Ein weiteres Porträt über Bürgermeister Boris Johnson, eine Reportage über | |
den armen Stadtteil Stratford und ein hinter den Erwartungen zurück | |
bleibendes Interview des Kurators Hans Ulrich Obrist mit drei jungen | |
Künstlern zur Londoner Kunstszene sowie Fotostrecken von prominenten | |
Fotografen wiederum sorgen für den Flair eines kulturellen Reiseführers – | |
beziehungsweise eines monothematischen Geo-Hefts. Dagegen ist ja | |
prinzipiell nichts einzuwenden, aber dann hätte man das Format auch | |
„Spiegel London oder Spiegel Reise nennen können. | |
Das auch bei Spiegel online zu findende Gesellschaftsstück „Can't buy me | |
love“ über eine Frau, die über Websites wie sugardaddie.com Banker findet, | |
die ihr gegen Sex die Prada-Garderobe aufstocken, sagt weniger über die | |
Stadt als über die Eigen-PR der beschriebenen Journalistin und Buchautorin | |
aus. | |
Und das Interview mit der besten Hemdschneiderin der Welt, von der sich der | |
Spiegel-Autor einkleiden lässt und die ihm dafür ein paar Antworten liefert | |
(„Bist du Feministin?“ - „Nein“, „Wie wasche ich ein Hemd das 300 Pfu… | |
kostet?“ - „Bei 40 Grad“) wäre wohl in der Gazette für polyglotte Snobs… | |
für solche, die sich als solche fühlen wollen, am besten aufgehoben, also | |
in Monocle. | |
3 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Julia Niemann | |
Julia Niemann | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024 | |
Festanstellung | |
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