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# taz.de -- Kommentar Odenwaldschule: Schluss mit den Tricks
> Die Schuld der Odenwaldschule ist extrem. Das Ziel, das Vorbild für
> Aufarbeitung und Entschädigung zu werden, war arrogant. Denn erfüllt wird
> es nicht.
Die Odenwaldschule war einmal die Marke für neues Lernen, und sie war ein
Labor für schulische Erneuerung. Heute ist die Odenwaldschule das Symbol
für sexuelle Gewalt gegen Schüler und reformpädagogische Verblendung.
Daran trägt allein die Schule Schuld. Am Samstag hat das einstige
Eliteinternat nun noch einmal die Chance, umzukehren. Es sollte sich einen
Vorstand wählen, der sich bedingungslos der Aufklärung verpflichtet. Keine
andere Schule, weder die Jesuitenschulen noch katholische Klöster in
Bayern, hat so perfekt und so systematisch sexuellen Missbrauch an ihren
Schutzbefohlenen verübt. Es geht nicht nur um die Schuld des Haupttäters
Gerold Becker.
Auch die Mittäter- und Mitwisserschaft weiter Teile des Lehrerkollegiums
muss endlich geklärt werden. Die Geschichte der Odenwaldschule und der mit
ihr untrennbar verbundenen Reformpädagogik muss neu geschrieben werden.
Bislang hat die Schule kaum Anstalten gemacht, dieses Kapitel endlich zu
beginnen.
## Mit Aufklärungstricks getäuscht
Der Anfangsimpuls, die Vorzeigeschule für Aufarbeitung und Entschädigung zu
werden, war arrogant – und er ist ganz schnell verflogen. Stattdessen
hintertreibt die Schule die Aufklärungsbemühungen, sie führt den
Opferschutzverein „Glasbrechen“ mit Aufklärungstricks an der Nase herum und
sie demütigt die Betroffenen sexueller Gewalt.
Die Chance, die sich der Odenwaldschule am heutigen Samstag bietet, ist so
groß wie ihre Verantwortung. Teile der Lehrerschaft haben verstanden, dass
es einen Neuanfang braucht. Schüler und Eltern drängen die Schule, sich zu
erneuern. „Glasbrechen“ hat die Hand ausgestreckt. Und die lokalen Behörden
haben schon unmissverständlich klar gemacht, dass sie dem Treiben droben in
Ober-Hambach nicht ewig zuschauen werden.
4 May 2012
## AUTOREN
Christian Füller
## TAGS
Odenwaldschule
BBC
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