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# taz.de -- Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln: Unter Tränen weg
> Der 1. FC Köln steigt zum fünften Mal ab. Nun muss der Verein neu
> durchstarten – ohne Podolski und vorerst auch ohne neuen Trainer und
> Sportdirektor.
Bild: Bringt Köln 12 Millionen Euro: Lukas Podolski.
KÖLN taz | Es gibt nicht viel, was dem 1. FC Köln in den vergangenen Jahren
gelungen ist, aber ein kolossales Talent für Theatralik kann man den
Fußballmenschen aus der Metropole am Rhein kaum absprechen. Als der fünfte
Abstieg am Samstag kurz nach 17 Uhr Konturen annahm, da entrollten die
Anhänger ein großes Transparent: „Wir trauern um den 1. FC Köln.“
Wenige Minuten später stieg schwarzer Rauch aus der Südkurve auf, die
Trauer schlug um in Wut. Polizisten versammelten sich am Spielfeldrand, und
nachdem das 1:4 gegen den FC Bayern aus Sicherheitsgründen einige Sekunden
vor dem Ablauf der 90. Spielminute abgepfiffen wurde, da sprinteten die
Spieler fluchtartig in die Kabinen.
Chaoten stürmten den Rasen, Pfefferspray kam zum Einsatz, es gab Verletzte,
und der vernünftige Teil des Publikums applaudierte den Polizisten. „Das
hat viel Symbolkraft gehabt“, sagte der gescheiterte Interimstrainer Frank
Schaefer. Nicht einmal ein würdiges Trauerfest haben sie also hinbekommen
nach dieser fürchterlichen Saison.
Nach dem Rücktritt des Präsidenten im Herbst, Berichten über Konflikte
zwischen Volker Finke und Stale Solbakken, der Entlassung des
Sportdirektors im März, dem Trainerrauswurf kurz darauf, nach vielen
Geschichten über das komplizierte soziale Gefüge des Teams, Gewaltexzessen
einiger Fans und nächtlicher Eskapaden von Spielern sei eine „Situation
entstanden, dass man nicht einzelne Aspekte herausgreifen darf“, sagte
Schaefer auf die Frage nach den Ursachen. „Dazu ist die Sache zu komplex.“
## „Ein neues Gesicht“
Die konkreten Ausmaße des Desasters sind noch nicht wirklich absehbar. Auf
dem Klub lasten 30 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Längst wurden Anteile
an den Transferrechten der besten Spieler zu Geld gemacht, und die
angeblich 12 Millionen Euro, die der Transfer des vor dem Spiel unter
Tränen verabschiedeten Lukas Podolski zum FC Arsenal in die Kassen spült,
können nur zum Teil reinvestiert werden. Denn um die Lizenz für die zweite
Liga zu erhalten, sind strenge Auflagen zu erfüllen.
Das sind keine guten Bedingungen für die laufende Suche nach einem neuen
Sportdirektor und einem neuen Trainer. Nach dieser Saison des
Dilettantismus, angesichts der unerfreulichen wirtschaftlichen Lage und
eingedenk eines Kaders, der sich aufgrund von ebenso langfristigen wie
teuren Vertragsverhältnissen nur schwer umbauen lässt, ist die Skepsis
kompetenter Führungskräfte indes groß.
Und auf diese beiden Unbekannten wird es ankommen vor der anstehenden
Zweitligasaison. „Es wird wichtig werden, dass die Mannschaft ein neues
Gesicht bekommt“, sagte Schaefer, der in einer noch zu definierenden
Position am Wiederaufbau des in Trümmern liegenden FC mitwirken soll.
Immerhin gibt es inzwischen ein neues Präsidium, das allerdings erstaunlich
unkritisch mit Geschäftsführer Horstmann umgeht.
Er sei niemand, der in schweren Momenten davonläuft, er werde sich „der
Verantwortung weiter stellen“, sagte der am Samstag. In Wahrheit ist er
unter Rechtfertigungsdruck. Denn es gibt Menschen in Köln, die meinen, es
wäre besser für den Klub, wenn Horstmann nicht nur Verantwortung für die
Zukunft übernehmen würde, sondern auch für die Vergangenheit.
In der Ära Horstmann wurde viel geträumt von der Rückkehr ins
internationale Geschäft, in der Realität hat der 47-Jährige in seinen fast
13 Jahren in Köln vier der fünf Abstiege aus der Bundesliga aktiv
mitgestaltet.
6 May 2012
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Peter Stöger
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