# taz.de -- Umweltrisiko salziges Abwasser: 11 Millionen Kubikmeter würzige Br… | |
> Der Konzern K+S profitiert von der Intensiv-Landwirtschaft. Das | |
> Düngemittelgeschäft boomt, während Unmengen Salzwasser das Trinkwasser | |
> gefährden. | |
Bild: Wer weiß, vielleicht ist bald mit dem Auftauchen von Salzwasserfischen i… | |
BERLIN taz | Auch wenn der milde Winter der K+S-Gruppe das Geschäft mit | |
Auftausalzen versaut hat, konnte Vorstandschef Norbert Steiner den | |
Aktionären am Mittwoch auf der Hauptversammlung erfreuliche Zahlen | |
vorstellen: Bei einem Umsatz von 5,15 Milliarden Euro betrug das bereinigte | |
Konzernergebnis für 2011 581,8 Millionen Euro. | |
Denn das Düngemittelgeschäft boomt, weil die intensive Landwirtschaft einer | |
wachsenden Weltbevölkerung dringend auf Nährstoffzusätze angewiesen ist. Im | |
Deutschen Aktienindex ist K+S (Kali und Salz) aus Kassel der einzige | |
Rohstoffwert, weltweit aber der viertgrößte Kaliproduzent. Zwar „liegen die | |
Wachstumschancen im Ausland“, sagt Sprecher Ulrich Göbel, aber auch in | |
Deutschland würden weitere Abbaustätten geprüft, zum Beispiel im | |
thüringischen Roßleben. | |
Vor allem in Thüringen und Hessen gibt es die großen Vorkommen an Kali, | |
Magnesium und Salz, die K+S in nunmehr sechs Bergwerken abbaut. Allerdings | |
sieht Göbel einen „Trend zu einer Verschärfung der Genehmigungsauflagen“. | |
Gebraucht werden die Genehmigungen vor allem für die Entsorgung des | |
salzigen Abwassers, das bei der Produktion entsteht – jährlich etwa 11 | |
Millionen Kubikmeter. | |
Diese werden in unterirdische Speicher versenkt sowie in die Werra | |
geleitet, die in die Weser fließt. Erst im November erteilte das zuständige | |
Regierungspräsidium Kassel K+S eine neue Versenkerlaubnis – begrenzte sie | |
jedoch auf 18,4 Millionen Kubikmeter und befristete sie bis 2015. | |
## Einleitung in die Werra | |
Murrend forderte das Unternehmen, nun müsse aber wenigstens die problemlose | |
Einleitung in die Werra gewährleistet bleiben. Sonst müsse man die | |
Produktion zurückfahren, und das koste Arbeitsplätze. Dieser Kampf läuft | |
seit Jahrzehnten. | |
Inzwischen schwappen eine Milliarde Kubikmeter Salzwasser unter dem | |
hessisch-thüringischen Grenzgebiet. „Die Brühe gefährdet unser | |
Trinkwasser“, sagt Werner Hartung, Bürgermeister der Gemeinde Gerstungen. | |
Die Gemeinde und Umweltverbänden klagen gegen die Versenkerlaubnis. | |
Im versalzenen Grundwasser sieht auch Dietrich Borchardt vom Helmholtz | |
Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg das Hauptproblem. „Werra und Weser | |
würden sich schnell erholen, wenn keine Salzlauge nachkommt“, sagt der | |
Biologe. Das Grundwasser aber sei sehr träge. | |
## Nordsee-Pipelinie | |
Das Regierungspräsidium setzt auf eine Pipeline in die Nordsee. | |
Niedersachsen allerdings stellt sich quer, und auch K+S ist nicht | |
begeistert. Die Baukosten werden auf 500 Millionen Euro geschätzt. Walter | |
Hölzel, Erster Stadtrat der Gemeinde Witzenhausen in Hessen, fordert aber, | |
K+S müsse nach dem Stand der Technik produzieren. | |
Also: die entstandenen Abwasser eindampfen und die trockenen Rückstände | |
unterirdisch lagern. In Laos sei eine solche Anlage zur Kaligewinnung schon | |
in Betrieb. Und was in einem Dritte-Welt-Land möglich sei, müsse doch auch | |
hier gehen. | |
9 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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