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# taz.de -- Tiefseewasserhafen in Wilhelmshaven: Schlitze in der Hafenkaje
> Die Reparatur der Schäden am Jade-Weser-Port kostet mehr als 50 Millionen
> Euro. Das soll die Bauwesenversicherung zahlen, findet die Baufirma
> Bunte.
Bild: Vorbereitung der Containerbrücken: Die Eröffnung des Hafens muss mögli…
WILHELMSHAVEN taz | „Nicht im Ansatz“, erklärte Manfred Wendt,
Geschäftsführer der Baufirma Johann Bunte aus Papenburg, entspräche es der
Realität, was da über die Probleme beim Bau des Jade-Weser-Port zu lesen
sei. Am Freitag wollte er einmal sagen, was Sache ist in Wilhelmshaven.
Drei Experten-Teams seien auf der Großbaustelle unterwegs, erklärte der
Bunte-Chef, die untersuchen, warum es mehr als 175 Schlosssprengungen gibt,
das sind meterlange Schlitze in der Hafenkaje. Ergebnisse gebe es bisher
nicht, aber: „Mit Sicherheit auszuschließen ist, dass das von uns
verwendete Bauverfahren dafür verantwortlich ist.“
Bei dieser Feststellung geht es um mehr als 50 Millionen Euro. Denn so
teuer sind die Sanierungsmaßnahmen. Mehr als 100 Fachleute sind damit
beschäftigt, Spezialtaucher aus ganz Europa sind angeheuert, die mehrere
Meter unter der Wasseroberfläche Stahlplatten anbringen und die
Vorbereitungen für eine 450 Meter lange Wand aus Unterwasser-Beton treffen.
Ob der Hafen wie geplant am 5. August eingeweiht werden kann oder acht
Wochen später, ist demgegenüber ein zu vernachlässigendes Problem, das der
niedersächsische Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) ohne Grund zum
Prestige-Problem hochgespielt hat. Der Betreiberfirma Eurogate wäre es
lieber, der Termin würde um zwei Monate verschoben, damit die
Reparaturarbeiten und der Probebetrieb solide und in der benötigten Zeit
abgewickelt werden können.
Umständlich erklärte der Chef der Baufirma das angewandte Bauverfahren, mit
dem 1.500 Tragbohlen metertief in den Schlick und den schweren Boden aus
Lauenburger Lehm gerammt worden sind. Diese Rammung muss ganz präzise
erfolgen, damit die Spundwand-Platten (Füllbohlen) mit Nut und Federn
zwischen die eingerammten Pfähle gesetzt werden können. Und an mehr als 175
Stellen passten die Füllbohlen nicht, sie sprangen aus den Scharnieren, als
sie eingeschlagen wurden. Da das in elf und mehr Metern Tiefe passierte,
fiel es erst auf, als im Februar der Sand vor der Spundwand weggebaggert
wurde. Und da bis heute der Sand nicht auf der vollen Länge der 1,7
Kilometer ausgebaggert worden ist, geht Wendt davon aus, dass die Zahl der
Schlosssprengungen steigen wird.
Die Reparaturarbeiten soll, so erklärte er, die Bauwesenversicherung
bezahlen. Ein möglicher Verursacher, so Wendt, könnte auch der
Stahl-Lieferant Arcelor sein, das werde geprüft. Eine Auseinandersetzung
mit Arcelor hatte es schon 2008 gegeben. Arcelor hatte damals erklärt, dass
sein Stahl nicht für das von Bunte verwendete neue, preiswertere
Bauverfahren geeignet sei.
Sehr scharf reagierte Wendt auf einen Vermerk eines Ingenieurs von
Bremenports, der schon 2009 nach der Analyse von Luft-Aufnahmen von der
Baustelle niedergeschrieben hatte, aufgrund des erkennbaren Bauverfahrens
drohten Schlosssprengungen in einer Größenordnung von 150 Stück. Das sei ja
beinahe prophetisch gewesen, wenn das Datum stimme, sagte Wendt, die
Geschichte sei daher „unglaubwürdig“. Wendt wörtlich: „ Ich halte das f…
eine Fälschung.“
Wenn keine weiteren großen Havarien mehr zutage treten würden, dann würde
die Sanierung „bis Ende Juni“ abgeschlossen, versicherte Wendt.
11 May 2012
## AUTOREN
Klaus Wolschner
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