# taz.de -- Erschließung neuer Gas-Vorkommen: CDU will Fracking regulieren | |
> Konservative wollen Umweltverträglichkeitsprüfung für unkonventionelle | |
> Erdgas-Förderung, Wasserschutzgebiete sollen tabu sein. | |
Bild: Chemiecocktail unerwünscht: Anwohner protestieren gegen Fracking. | |
HAMBURG taz | Das Fracking stärker regulieren wollen die niedersächsischen | |
Regierungsfraktionen CDU und FDP. Sie planen eine parlamentarische | |
Initiative, nach der grundsätzlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung | |
gemacht werden muss, wenn Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten | |
gefördert werden soll. Damit kommen sie in einem zentralen Punkt den | |
Kritikern der Methode entgegen. | |
Die Grünen verlangen sogar, die Förderung für 30 Jahre auszusetzen. „Dann | |
kann die nächste Generation entscheiden, ob sie das Gas noch braucht“, | |
sagte Fraktionschef Stefan Wenzel kürzlich in der Landtagsdebatte zu dem | |
Thema. | |
Mit der unkonventionellen Erdgasförderung verbindet die Energiewirtschaft | |
große Hoffnungen. Die USA sind durch die Erschließung des im Gestein | |
festsitzenden Gases zum El Dorado der Ölkonzerne geworden. Die Förderung | |
stieg so stark, dass die Preise sanken. Aus den USA gibt es aber auch | |
Berichte über erschreckende Umweltwirkungen: Weil viele Bohrstellen – | |
jeweils halb so groß wie ein Fußballfeld – nötig sind, ist der | |
Landschaftsverbrauch enorm. In Pennsylvania soll Gas ins Trinkwasser | |
gelangt sein, so dass Anwohner eine Flamme am Wasserhahn entzünden konnten. | |
Beim Fracking wird mit Sand und Chemikalien versetztes Wasser tief unter | |
die Erde gepresst. Der hohe Druck sprengt das Gestein. Aus den so | |
entstehenden Rissen kann das festsitzende Gas entweichen. Wie ein im | |
Auftrag des Konzerns Exxon Mobil arbeitender Expertenkreis unlängst | |
feststellte, ist diese Technik mit besonderen Risiken verbunden: Fehler | |
beim Bohren könnten dazu führen, dass das Grundwasser vergiftet wird. Weil | |
das Fracking aufwändig ist und dabei Methan frei wird, ist es | |
klimaschädlicher als konventionelles Erdgas. Außerdem verbraucht das | |
Fracking viel Wasser, von dem ein Fünftel entsorgt werden muss. In | |
tektonisch sensiblen Gebieten könne die Methode Erdbeben auslösen. | |
In einem jetzt beschlossenen Positionspapier lehnt sich die CDU-Fraktion an | |
die Vorschläge des Expertenkreises an. Demnach soll für alle | |
Fracking-Vorhaben künftig ein Planfeststellungsverfahren mit | |
Öffentlichkeitsbeteiligung und Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben | |
werden. Das entspricht auch einer zentralen Forderung des Umweltverbandes | |
BUND. Um das zu erreichen, muss auf Bundesebene das Bergrecht geändert | |
werden, das die Ausbeutung von Bodenschätzen privilegiert. | |
Die CDU verlangt auch, dass Fracking-Verfahren mit weniger | |
umweltschädlichen oder ganz ohne Chemikalien entwickelt werden. Fracking in | |
Wasserschutzgebieten solle grundsätzlich verboten werden. Der Expertenkreis | |
fordert das auch für erdbebengefährdete Gebiete. Bei der FDP kommt diese | |
Forderung nicht vor. Wegen der vielen Konflikte mit anderen Nutzungen – von | |
Mineralquellen bis zur Energiespeicherung – hat der BUND zudem einen | |
dreidimensionalen Raumordnungsplan verlangt. | |
Die Bundesregierung hat sich noch keine Meinung zum Fracking gebildet. „Aus | |
Sicht des Wirtschaftsministers sind beim Fracking noch viele Fragen offen“, | |
sagte ein Sprecher von Minister Philipp Rösler (FDP). Diese sollten auf | |
Basis eines unabhängigen wissenschaftlichen Gutachtens geprüft werden. Erst | |
wenn Ergebnisse vorlägen, sei eine genaue Bewertung möglich. | |
Im August 2011 hat die nordrheinwestfälische Landesregierung eine | |
„Risikostudie zur Exploration und Gewinnung von Erdgas aus | |
unkonventionellen Lagerstätten“ ausgeschrieben. Im Februar 2012 hat das | |
Umweltbundesamt ein ähnliches Gutachten ausgeschrieben. | |
15 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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