| # taz.de -- BI will gegen Mülldeponie-Erweiterung klagen: Der "Graue Wall" sol… | |
| > MÜLLDEPONIE Der Umweltsenator hat die Erweiterung der Deponie "Grauer | |
| > Wall" in Bremerhaven genehmigt. Eine Bürgerini will gegen den Beschluss | |
| > vor Gericht ziehen | |
| Bild: So grün soll der "Graue Wall" eines Tages wieder werden | |
| Die Mülldeponie „Grauer Wall“ in Bremerhaven wird erweitert. Umweltsenator | |
| Joachim Lohse (Grüne) hat den Plänen der Bremerhavener | |
| Entsorgungsgesellschaft (BEG) zugestimmt, die Deponie im Stadtteil | |
| Speckenbüttel weiter zu betreiben und auf 52 Meter Höhe zu vergrößern. | |
| Gegen den Planfeststellungsbeschluss will die Bürgerinitiative „Keine | |
| Erweiterung Grauer Wall“ (BI) vor das Bremer Oberverwaltungsgericht ziehen. | |
| Dafür benötigt sie 20.000 Euro, die sie in den nächsten drei Wochen | |
| aufbringen muss. | |
| Zum Beschluss heißt es beim Umweltsenator: „Damit die Bremerhavener Abfälle | |
| und die Abfälle aus dem Landkreis Cuxhaven auch in Zukunft ortsnah und | |
| umweltverträglich beseitigt werden können, bedarf es weiterhin einer | |
| Deponie“ und „Der Standort der Deponie ist aus geologischer Sicht für die | |
| Ablagerung von Abfällen sehr gut geeignet“. | |
| BI-Sprecher Günther Flißikowski hat andere Informationen: „Wir haben | |
| ebenfalls eine Geologin befragt, und die sagt, sie würde keiner Schwangeren | |
| empfehlen, im Speckenbütteler Park spazieren zu gehen!“ Das an die Deponie | |
| grenzende Naherholungsgebiet wird als „Wellness- und Erholungspark“ | |
| beworben – mit Bootsteich, Hochseilgarten, Grillplatz und Fitnessparcours. | |
| Niemand wisse genau, sagt Flißikowski, wie hoch der Ausstoß von Feinstaub | |
| in unmittelbarer Nähe der Deponie sei, auf der auch Abfall Klasse drei | |
| entsorgt wird. Das ist Müll, den die Abfallverzeichnis-Verordnung als | |
| „gesundheitsschädlich, ätzend, krebserregend, fortpflanzungefährdend, | |
| erbgutverändernd“ bezeichnet. Dazu gehören auch asbesthaltige Abfälle. | |
| Um die Frage nach dem Feinstaub zu klären, hat die Bremerhavener | |
| Stadtverordnetenversammlung vor sechs Monaten beim Baudezernenten | |
| beantragt, Staubmessstellen am „Grauen Wall“ einzurichten: „Aber die | |
| Landesbehörde wollte die Ergebnisse offenbar nicht abwarten“, sagt | |
| Flißikowski. | |
| Brigitte Köhnlein, Sprecherin des Umweltsenators, sagt dazu: „Wir haben | |
| sämtliche Einwendungen bei der Beschlussfassung berücksichtigt.“ Bereits | |
| 2010 habe der Bremerhavener Magistrat gefordert, die Aspekte des | |
| umweltbezogenen Gesundheitsschutzes sicherzustellen. Das sei im Rahmen des | |
| Planfeststellungsverfahrens erfolgt, mit dem Resultat, dass „Gefahren für | |
| die Gesundheit des Menschen durch Staubemissionen durch den Deponiebetrieb | |
| für die Umgebung ausgeschlossen und Vorsorge entsprechend dem Stand der | |
| Technik getroffen wird.“ | |
| Flißikowski hat noch mehr vorzubringen: Die Senke, in der die Deponie | |
| liege, müsse eine Tiefe von mindestens fünf Metern haben. „Nach unseren | |
| Messungen hat sie die stellenweise aber nicht.“ Außerdem sei der Druck des | |
| Grundwassers im Deponiebereich extrem hoch: „Jährlich kommen bis 85.000 | |
| Tonnen Abfall auf die Deponie. Da ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis | |
| das Gewicht das Wasser nach oben drückt!“ Hinzu käme die Lärmbelästigung | |
| durch Baggerarbeiten, „und besonders schön anzusehen ist eine Mülldeponie | |
| ja nun auch nicht!“ | |
| Zwei Jahre sind vergangen seit Beginn des Planfeststellungsverfahrens. „In | |
| dieser Zeit sind Einwände von wirklich allen Seiten abgewogen worden“, sagt | |
| Brigitte Köhnlein. Nun müsse es dem Gericht überlassen sein, sich mit den | |
| Anliegen der Bürgerinitiative zu beschäftigen. | |
| Gegen den Plan zum Deponie-Ausbau hat die 150 Mitglieder zählende BI seit | |
| ihrer Gründung vor zwei Jahren 2.141 Einwendungen durch eine | |
| Unterschriftenliste erhoben. Weitere 117 private Einwendungen wurden mit | |
| eigenen Texten vorgebracht. Alle wurden abgewiesen. | |
| Um nun vor Gericht ziehen zu können, benötigt die BI 20.000 Euro für einen | |
| Rechtsmittel- und Klagefonds: „Aus rechtlichen Gründen darf nur eine | |
| Einzelperson klagen“, sagt Flißikowski. „Wir haben auch schon jemanden, der | |
| das tun würde – aber wenn er den Prozess ohne dieses Geld verlieren würde, | |
| wäre er finanziell ruiniert.“ | |
| Die Hälfte hat die BI durch Spenden bereits beisammen, „und die andere | |
| Hälfte benötigen wir bis spätestens 15. Juni“. Dann endet die einmonatige | |
| Frist, in der Klage gegen den Beschluss erhoben werden kann. | |
| 22 May 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schnase | |
| Simone Schnase | |
| ## TAGS | |
| R2G Bremen | |
| Umweltverschmutzung | |
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