| # taz.de -- Elbphilharmonie-Kostenstreit: Ein bisschen geschwindelt | |
| > Stadt Hamburg wollte Akten zurückdatieren lassen. Vielleicht, um zu | |
| > vertuschen, dass eine 107-Millionen-Nachzahlung nicht lückenlos geprüft | |
| > war. | |
| Bild: Wird wohl ewig ein Streitthema bleiben: die Elbphilharmonie. | |
| Der Kostenstreit um Hamburgs Elbphilharmonie spitzt sich zu. Auslöser ist | |
| die Vernehmung des Ingenieurs Birger Bannier vom Hamburger Architekturbüro | |
| Höhler, das dem Generalplaner Herzog & de Meuron zuarbeitet. | |
| Bannier hat am Donnerstagabend im Untersuchungsausschuss gesagt, dass die | |
| Elbphilharmonie-Realisierungsgesellschaft (Rege) im Frühjahr 2009 plötzlich | |
| massenhaft Akten von ihm wollte. Genauer: ein Konvolut, das belegte, dass | |
| die Stadt dem Baukonzern Hochtief zu Recht weitere 107 Millionen Euro | |
| gezahlt habe. Festgezurrt hatte man dies im inzwischen berüchtigten | |
| „Nachtrag 4“ vom November 2008, der bislang wichtigsten Etappe der | |
| Elbphilharmonie-Kostenspirale. | |
| Bannier und seine Kollegen taten, wie ihnen geheißen: Acht Wochen lang | |
| stellten sie 60 Ordner zusammen, in denen die Geldforderungen auf ihre | |
| Plausibilität geprüft – und für richtig befunden wurden. „Wir haben uns | |
| gewundert, dass die Stadt diese Unterlagen in dieser Tiefe wollte, denn | |
| geprüft hatten wir ja schon vorher“, sagt Bannier der taz am Freitag. „Die | |
| Antwort lautete, man brauche die eben.“ | |
| Wofür man sie brauchte, wusste die Rege sehr genau: Hamburgs – damals | |
| oppositionelle – SPD hatte kurz nach dem „Nachtrag 4“ gefordert, dass alle | |
| Akten zur Kostensteigerung veröffentlicht würden. Daraufhin brach bei der | |
| Rege Hektik aus, denn ein lückenloser Beweis für die Schlüssigkeit der | |
| Nachforderungen existierte wohl nicht. Und das, obwohl der Senat der | |
| Bürgerschaft gegenüber noch 2008 in seiner Drucksache behauptet hatte, die | |
| Prüfungen der Bau KG hätten gezeigt, „dass ein Gesamtpreis von 107 | |
| Millionen Euro konkret mit berechtigten Forderungen belegbar“ sei. | |
| Angesichts der Tatsache, dass die Stadt diese Belege im Nachhinein habe | |
| zusammenstellen lassen, frage er sich, „ob diese Information der | |
| Bürgerschaft korrekt war“, sagt der Ausschussvorsitzende Ole Thorben | |
| Buschhüter (SPD). In der Tat habe die Rege gefordert, „dass wir die Akten | |
| auf November 2008 zurückdatieren“, sagt Bannier. „Das wollten wir nicht. | |
| Deshalb haben wir sie gar nicht datiert.“ Aber es gibt den Eingangsstempel | |
| der Rege. Und der zeigt den 28. 4. 2009 an. Da waren die Zahlungen längst | |
| beschlossen. Die Frage sei, ob der Senat gewusst habe, was die Rege tat, | |
| sagt Buschhüter. Fakt ist: Ex-Rege-Chef Hartmut Wegener kann die | |
| Rückdatierung nicht gefordert haben. Er wurde im Sommer 2008 geschasst. | |
| Sein Nachfolger ist sein Ex-Untergebener Heribert Leutner. | |
| Doch unabhängig von der Datierungsfrage habe der baubegleitende | |
| Rechtsanwalt Dietmar Lampe konträre Einschätzungen zu den Nachforderungen | |
| geliefert, sagt Buschhüter. Vor „Nachtrag 4“ hatte Lampe sie für überzog… | |
| erklärt. Danach für plausibel. Das findet Buschhüter „merkwürdig“. Lampe | |
| indes will von einem Gefälligkeitsgutachten nichts wissen. Es handele sich | |
| um zwei nicht vergleichbare Papiere, sagte er der taz. „Das erste Schreiben | |
| war eine Stellungsnahme an Hochtief-Tochter Adamanta. Darin habe ich die | |
| Forderungen – im Interesse der Stadt, die ich ja vertrete – für | |
| unberechtigt erklärt“, sagt er. Das zweite Schreiben sei ein internes. | |
| „Darin habe ich aufgedröselt, wie weit sich die Position der Stadt halten | |
| lässt.“ | |
| 25 May 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Petra Schellen | |
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