# taz.de -- Die Linke nach dem Parteitag: Bremer Linke sind zufrieden | |
> In schöner Einigkeit kommentieren die Vorsitzenden von Partei und | |
> Fraktion den Göttinger Parteitag: Mit Katja Kipping und Bernd Riexinger | |
> seien alle Strömungen vertreten | |
Bild: Demonstrative Einigkeit übt jetzt auch die Bremer Linkspartei | |
Die Vorsitzenden der Fraktion und des Landesverbandes der Linken sind | |
zufrieden mit dem Ergebnis des Bundesparteitags am Wochenende in Göttingen. | |
Zum ersten Mal, so der Landessprecher Christoph Spehr am Montag, habe es | |
eine Vorstandswahl mit „völlig offenem Ausgang“ gegeben. Er selbst war als | |
Beobachter dort. Zum Teil hätten die Delegierten – darunter acht aus Bremen | |
– wenige Minuten vor einem Wahlgang nicht gewusst, wer alles zur Wahl | |
stehen würde. So kurzfristig hätten sich die Kandidaten und Kandidatinnen | |
aufgestellt. Spehr: „Dafür hat der Parteitag das ganz gut gemacht.“ | |
Anders als die meisten KommentatorInnen in den Medien lesen Spehr und die | |
Vorsitzende der Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, Kristina Vogt, das | |
Ergebnis nicht als Zeichen einer drohenden Spaltung der Partei. Im | |
Gegenteil. „Wenn ein Lager es geschafft hätte, durch zu regieren, oder sich | |
ein anderes ganz verabschiedet hätte, dann wäre die Partei am Ende | |
gewesen“, sagte Vogt, die selbst stimmberechtigt war. Das neue Führungsduo | |
aus der jungen Ostdeutschen Katja Kipping und des westdeutschen | |
Gewerkschafters Bernd Riexinger würde sie zwar nicht als „Dreamteam“ | |
bezeichnen, aber es würde in sich die verschiedenen Strömungen der Partei | |
vereinen. Die Entsandten aus Bremen, dem kleinsten Landesverband, hätten | |
sich vorher darauf verständigt, so abzustimmen, dass ein solches Ergebnis | |
möglich sein würde. | |
Unerwartet viele, so wollte Spehr auf dem Parteitag ausgemacht haben, | |
hätten die Grabenkämpfe zwischen westdeutschen Lafontaine-AnhängerInnen und | |
ostdeutschen UnterstützerInnen von Dietmar Bartsch „dicke gehabt“. „Das … | |
bestimmt ein Drittel der Delegierten.“ Er hoffe, dass es dem neuen Vorstand | |
trotz der zerstrittenen Bundestagsfraktion gelingt, die Partei gut auf die | |
Bundestagswahl im nächsten Jahr vorzubereiten. | |
Vogt erinnerte daran, dass die Bremer Linke aus eigener Anschauung weiß, | |
wie sich öffentlich ausgetragene Konflikte auf das Wahlergebnis auswirken. | |
„Wir haben bei den letzten Wahlen die Quittung bekommen“, so Vogt, die erst | |
seit dieser Legislaturperiode Mitglied des Landesparlaments ist. Während im | |
Jahr 2007 noch 8,4 Prozent der BremerInnen für die Linke gestimmt hatten, | |
waren es 2011 nur noch 5,6 Prozent. Zuvor hatten sich Partei- und | |
Fraktionsmitglieder heftig gestritten, drei Mitglieder der damals | |
siebenköpfigen Fraktion sind mittlerweile aus der Partei ausgetreten. | |
Anders als zu ihren schwierigen Anfangszeiten – als die Bundespartei | |
Aufpasser und Aufräumer nach Bremen geschickt hatte – würden die Bremer | |
Linken mittlerweile bundesweit als „Leuchtturm“ wahrgenommen, sagte Vogt. | |
„Nach einem katastrophalen Start kommen wir jetzt zu einer guten | |
politischen Arbeit und werden von den Institutionen vor Ort ernst genommen | |
und eingeladen.“ | |
Gelungen sei dies, weil die Fraktion jetzt mit anderen Leuten besetzt sei – | |
nur zwei saßen schon in der ersten Legislaturperiode im Parlament. Und das | |
schlechte Wahlergebnis habe wohl einige Parteimitglieder „wach gerüttelt“, | |
glaubt Vogt. Nicht zuletzt sei die Zusammenarbeit mit der Partei jetzt | |
wesentlich besser. Was sich gestern auch daran zeigte, wie einig sich Vogt | |
und Spehr in der Interpretation des Göttinger Parteitags waren. | |
4 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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