# taz.de -- Defensiver Haushalt: Budget mit Vorsichtsabschlag | |
> Bei der Präsentation des Entwurfs für den Hamburger Haushalt 2013/2014 | |
> schöpft der Finanzsenator zwar nicht aus dem Vollen, erfindet dafür aber | |
> neue Begriffe. | |
Bild: Sparen bei der Kultur: Hat das Schauspielhaus seinen Bühnenturm, gibts k… | |
Wenn Hamburgs Finanzsenatoren ihren Haushalt zu erklären, mitunter auch | |
schönzureden versuchen, neigen sie zu kreativen Wortschöpfungen. Kreierte | |
der frühere CDU-Senator Michael Freytag den Begriff „Sondervermögen“ für | |
Neuschuldenberge abseits des offiziellen Landeshaushalts, so erfindet auch | |
sein aktueller Amtsnachfolger Peter Tschentscher (SPD) Begriffe neu. | |
Sein Mittwoch vorgelegter Entwurf für den Doppelhaushalt 2013/2014 enthält | |
nicht nur „Chancenbudgets“, sondern auch einen „Vorsichtsabschlag“– e… | |
planerische Reduzierung bislang prognostizierter Steuersteigerungen, falls | |
die Konjunktur unerwartet schwächelt. | |
Diese voraussehend und die Schuldenbremse fest im Blick, hält der Senat | |
sich an seine Vorgabe, die städtischen Ausgaben unter einem Prozent | |
jährlich anwachsen zu lassen: Sie steigen von derzeit 11,7 Milliarden auf | |
11,8 Milliarden 2013 und 11,9 Milliarden in 2014 an. | |
Dabei wachsen die Behördenetats nicht gleichmäßig an: Erster Gewinner ist | |
die Schulbehörde, deren Etat vor allem wegen des Ausbaus der | |
Ganztagsbetreuung an den Schulen zwischen 2012 und 2013 um rund neun | |
Prozent wächst. Auch die Wirtschafts- und die Wissenschaftsbehörde, die | |
mehr Geld wegen der wegfallenden Studiengebühren erhält, bekommen ein | |
vergleichsweise üppiges Budget zugeteilt. | |
Deutlich weniger Geld zur Verfügung haben in Zukunft die Kultur- und vor | |
allem die Umweltbehörde, der klare Verlierer der Haushaltsberatungen. Ihr | |
Etat sinkt innerhalb von zwei Jahren von 600 auf knapp 500 Millionen. Hier | |
zeigt sich auch, wie der Senat spart: Die Vorbereitung der Internationalen | |
Bauausstellung (IBA) und der Gartenschau (IGS) sowie der Neubau der Behörde | |
in Wilhelmsburg belasten den Ressorthaushalt 2012 mit 60 und 2013 noch mit | |
über 30 Millionen Euro. 2014 aber sind beide Projekte abgeschlossen und da | |
der Senat keine neuen Vorhaben im Visier hat, werden die Mittel ersatzlos | |
eingespart. | |
Denn bis auf die kostspielige Umsetzung der Wahlversprechen im | |
Kita-Bereich, bei den Schulen und den Studiengebühren bringt der Senat | |
nichts grundlegend Neues auf den Weg, kürzt die Budgets, wenn alte | |
„Sonderprojekte“ auslaufen. | |
Während der Haushalts-Präsentation verteidigten Tschentscher und | |
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die avisierten zehnprozentigen Kürzungen in | |
der offenen Jugendarbeit. „Immer mehr Kinder sind nachmittags in den | |
Schulen, da können sie nicht gleichzeitig in Jugendeinrichtungen sein“, | |
macht Tschentscher eine verblüffend einfache Rechnung auf. Die Folge des | |
kleinen tschentscherschen Einmaleins: Zahlreiche Jugendhäuser und | |
Bauspielplätze werden schließen oder ihr Angebot drastisch einschränken | |
müssen, weil die Mittel fehlen. | |
13 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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