# taz.de -- POLITIK DER ANREIZE: Gespart wird beim Bürger | |
> Hamburgs Bezirksverwaltungen fehlen laut CDU-Berechnung 23 Millionen | |
> Euro. Trotzdem sollen die Bezirke belohnt werden, wenn sie bei | |
> gesetzlichen Leistungen sparen. | |
Bild: Da wird vielleicht bald vernachlässigt: Grünpflege in Hamburg. | |
In der Power-Point-Präsentation für den Hamburger Haushalt zeichnete sich | |
am Mittwoch ein neuer dunkelblauer Balken ab. Ein hoher dreistelliger | |
Millionenbetrag, wenn die grafischen Maße stimmen. Dahinter verbirgt sich | |
das „Chancenbudget“, das „etwas Hoffnung“ für die Bezirke bedeutet, wi… | |
Hamburger Abendblatt schrieb. Denn die Bezirke haben weniger Geld als sie | |
zur Erfüllung ihrer Aufgaben brauchen. | |
23 Millionen Euro fehlen den Bezirksverwaltungen nach Berechnungen der | |
CDU-Fraktion, um künftig die Aufgaben für den Bürger zu erfüllen und | |
vereinbarte Tarifsteigerungen abzufedern. Das sind umgerechnet 468 Stellen. | |
CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich lud vergangene Woche alle sieben | |
CDU-Bezirksfraktionsvorsitzenden und warnte vor den Folgen: der Schließung | |
von Kundenzentren und der Vernachlässigung von Straßen und Grünpflege. | |
Alles nicht so schlimm, freute sich dann nach der Haushaltsklausur | |
Eimbüttels SPD-Bezirksamtschef Torsten Sebecke. Der Anstieg der | |
Bezirks-Etats liege mit 1,19 Prozent noch über dem des Gesamthaushaltes von | |
0,88 Prozent. Die Bezirke seien „strukturell gestärkt“ und handlungsfähig. | |
Die Vorgabe, damit die noch höheren Tarif- und Sachkostensteigerungen | |
abzudecken, treffe nun mal „alle Behörden und Dienststellen gleichermaßen�… | |
Doch auch Bezirksämter seien in der Pflicht, das Einsetzen der | |
Schuldenbremse zu unterstützen. Zudem könnten Bezirksämter | |
„Einsparleistungen für Fachbehörden erbringen“ und dadurch „am sogenann… | |
Chancenbudget teilhaben“. | |
Auch SPD-Fraktionschef Andreas Dressel warb mit dieser neuen Möglichkeit. | |
Es sei „vereinbart“, dass die Bezirke über das Chancenbudget an „möglic… | |
Steuerungserfolgen im Bereich der Leistungsbewilligung entsprechend | |
profitieren“. Dies sei ein „zusätzlicher Anreiz“ für die bezirkliche Eb… | |
denn diese Aufgaben seien meist dort und „nicht in den Fachbehörden | |
verortet“. | |
Die Rede ist zum Beispiel von den Hilfen zur Erziehung (HzE). Hier will die | |
Sozialbehörde den Anstieg der vergangen Jahre durch eine „Umsteuerung“ | |
eindämmen. Statt teurer Einzelfallhilfen soll es mehr weniger förmliche | |
Hilfen in Sozialraumangeboten geben. | |
Die Finanzbehörde beschreibt die Sache zurückhaltender. Beim Chancenbudget | |
handle es sich um einen „Arbeitsbegriff“ der senatsinternen Beratungen, so | |
Sprecher Daniel Stricker. Es sei ein Puffer in der Allgemeinen | |
Finanzverwaltung für den Fall, dass die für gesetzliche Leistungen | |
eingeplanten Summen nicht reichen. Die Summe sei „aufgabenscharf | |
abgetrennt“, sprich: Es gibt jeweils einen Puffer für die gesetzlichen | |
Leistungen, wie HzE, Kosten der Unterkunft, die Kita-Gutscheine oder | |
Eingliederungshilfe für Behinderte. | |
Wenn vom abgelaufenen Jahr Geld überbleibe, weil es nicht in voller Höhe | |
für die Sozialleistungen benötigt wird, so Stricker, könnte es im folgenden | |
Jahr „für andere Zwecke“ eingesetzt werden. Davon könnten auch die Bezirke | |
etwas abbekommen. Konkrete Vereinbarungen müssten aber noch getroffen | |
werden. | |
Wersich sieht die Sache kritisch. „Dass es Rücklagen für gesetzliche | |
Leistungen gibt, ist nicht neu“, sagt er. „Aber der Mechanismus, dass man | |
Bezirke mit zu wenig Geld ausstattet und sie auffordert, sich das Geld vom | |
Bürger wiederzuholen, das ist neu.“ Auch die GAL-Jugendpolitikerin | |
Christiane Blömeke hält die Sache bei den HzE für risikoreich. „Die Bezirke | |
werden nicht mehr fragen, was braucht das Kind, sondern was brauchen wir an | |
Geld.“ | |
14 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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