# taz.de -- Kommentar Nazi-Beförderung: Staatlicher Übereifer | |
> Die Polizei ist verpflichtet, auch für Neonazis das Recht auf | |
> Demonstrationen durchzusetzen. Das bedeutet aber nicht, ihnen die Anreise | |
> zu einem Aufmarsch zu organisieren. | |
Die Vorstellung hat den Charme von Science-Fiction. Man fährt mit dem Zug | |
zusammen mit vielen Gleichgesinnten nach Itzehoe. Dort warten schon Busse | |
eines Unternehmens im Auftrag der Polizei, die die Menschen nach Brokdorf | |
fahren und direkt vor dem Atomkraftwerk abladen. Dort demonstrieren sie | |
dann gegen das Atomkraftwerk und blockieren die Zufahrten. | |
Was natürlich in der Realität undenkbar ist, ist bei Neonazis offenbar | |
möglich: die staatlich organisierte und kostenlose Anreise zu Aufmärschen. | |
Das Argument von Verkehrsunternehmen, Nazis lieber widerwillig in | |
Sonderfahrzeugen unter Polizei-Eskorte zu transportieren, anstatt die | |
rechten Nasen vereinzelt die regulären Transportmittel benutzen zu lassen, | |
mit denen auch andere Menschen fahren, ist nicht von der Hand zu weisen. | |
Wenn allerdings öffentliche Verkehrsbetriebe dazu missbraucht werden, den | |
Nazis überhaupt die Anreise zu ermöglichen, geht es über das Notwendige | |
weit hinaus. | |
Die Polizei ist zwar verpflichtet, auch Neonazis das Recht auf | |
Demonstrationen durchzusetzen, wenn dabei die Verhältnismäßigkeit gewahrt | |
bleibt, es gibt aber keine Gesetzesnorm, die die Ordnungsmacht | |
verpflichtet, Neonazis die Anreise zu einem Aufmarsch weiträumig zu | |
organisieren und zu spendieren. Mit ihrem Buskonvoi ist die Hamburger | |
Polizei weit übers Ziel hinausgeschossen. | |
21 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Peter Müller | |
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