# taz.de -- Kommentar Härtefallkommission: Offene Flanke geschlossen | |
> So lange nicht wenigstens die Hälfte der Kommissionsmitglieder aus der | |
> Zivilgesellschaft kommen, werden positive Bescheide von Härtefallanträgen | |
> in Niedersachsen also die krasse Ausnahme bleiben. | |
Bild: Darf mehr Gnade walten lassen: Martina Schaffer, Vorsitzende der Härtefa… | |
Die Reform von Niedersachsens Härtefallkommission ist wie erwartet | |
kosmetischer Natur. Zwar kann sie nun mit einfacher statt mit | |
Zweidrittel-Mehrheit Gnade gewähren – aber es ist immer noch die Mehrheit | |
der Stimmberechtigten gefordert, nicht die der Anwesenden. Die Vertreter | |
staatlicher Stellen können sich also weiterhin leisten, Sitzungen zu | |
schwänzen, ohne damit die Kontrolle aus der Hand zu geben. | |
Die Erfahrung zeigt: Diese Fünfergruppe ist dem Sachzwang und der | |
Verwaltungslogik verpflichtet, die mit humanitären Erwägungen selten | |
kompatibel sind – und stimmt in der Regel im Block. So lange nicht | |
wenigstens die Hälfte der Kommissionsmitglieder aus der Zivilgesellschaft | |
kommen, werden positive Bescheide von Härtefallanträgen in Niedersachsen | |
also die krasse Ausnahme bleiben. Zumal die höchste Zulassungshürde bleibt: | |
nach dem Abschiebetermin keine Befassung mehr. Welcher Flüchtling | |
überblickt so etwas in seiner Lage? Und wie soll er das Vertrauen | |
aufbringen, sich an staatliche Stellen zu wenden? | |
Trotzdem hat CDU-Innenminister Uwe Schünemann sein Ziel offenbar auch mit | |
diesem winzigen Entgegenkommen erreicht: Die Kirchen signalisieren | |
Zufriedenheit und werden also wohl künftig wieder in der Kommission | |
mitarbeiten. Womit Schünemann im Hinblick auf den bevorstehenden | |
Landtagswahlkampf eine wichtige offene Flanke geschlossen hätte. | |
26 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Jan Kahlcke | |
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