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# taz.de -- Madonna-Konzert in Berlin: Besser als „MDNA“
> Im Rahmen ihrer Welt-Tour trat Superstar Madonna am Donnerstag in der
> ausverkauften O2-World in Berlin auf. Es war das erste ihrer insgesamt
> drei Deutschland-Konzerte.
Bild: Madonna rockt Berlin
BERLIN taz | An diesem Donnerstag Abend nimmt es Madonna mit Deutschland
und Italien auf, könnte man meinen, denn zur gleichen Zeit spielt die
Nationalelf im Halbfinale der EM. Bedenken, dass die Fans lieber das
Fußballspiel schauen würden, erwiesen sich als unbegründet. Als die Diva
nach 22 Uhr auf der Bühne erschien, war das Spiel schon gelaufen.
Madonna lässt ihr Fans gerne bis zur Schmerzensgrenze warten. Diesmal ist
Martin Solveig mit seinen Mainstream DJ-Einlagen der Lückenfüller. Die
Stimmung in der mit über 13.000 Besuchern ausverkauften O2-World erinnert
eher an eine Eishockey-Halbzeit.
Zunehmend wird die Menge ungeduldiger und durch den Alkohol gelöster, man
kommt ins Gespräch und teilt sein Leid. Manche stehen seit Stunden
ausgehungert vor der Bühne, die ganz ambitionierten Fans seit 13 Uhr. Für
280 Euro muss sich der Abend lohnen. Letzter Soundcheck, die Bühne, ein
tonnenschwerer Koloss aus Stahl und Technik wird vorbereitet, Madonna ist
Perfektionistin. Man ahnt und erwartet Großes.
Es wird düster, über der Bühne hängt ein überdimensionales, goldenes
Weihrauchgefäß, das zum Klang von Kirchenglocken und beschwörenden
Mönchsgesängen die Bühne beräuchert. Im Hintergrund eine Kathedrale a la
Notre Dame als 3D-Animation. Darin im schwebenden Beichtstuhl Madonna mit
Krone, verhüllt im scharzen Gewand mit Machinengewehr in der Hand. Mit
einer Glasexplosion bricht sie aus und präsentiert sich zu „Girl Gone Wild“
als Lara Croft, hauteng in Schwarz gehüllt, auf High Heels. Diese tragen
auch ihre männlichen, halb nackten Tänzer, die vorher als Mönche in roten
Kutten getarnt sind. Nicht nur der Beat raubt einem den Atem.
Destruktiv und laut geht es weiter. In „Gang Bang“ knallt der Superstar in
Tarantino-Manier ihre Liebhaber ab. Es spritzt Blut, sie spuckt Whiskey,
über ihr Hubschrauberlärm. Sie weiß, dass sie dafür in die Hölle kommt,
aber es kümmert sie nicht.
## Abwechslungsreich inszeniert
Zwei adrett wirkenden Frauen aus dem Publikum wird das alles zu viel, sie
beschließen, das Konzert an dieser Stelle vorzeitig zu verlassen. Schade,
denn was Madonna danach auf gleich hohem Niveau und später in milderen
Tönen darbietet, ist sehenswert. Überwiegend präsentiert sie Lieder aus
ihrem zwölften Album „MDNA“, welches von den Kritikern eher verhalten
aufgenommen wurde. Zu überproduziert lautete die Kritik, zu wenig
ambitioniert. Auf der Tour sind die Tracks ausgewogen arrangiert und
schaffen es, anders als auf dem Album, Innigkeit zu vermitteln.
Beindruckend sind auch ihre Tänzer und die Kostüme, die zum wiederholten
Male von Jean Paul Gaultier entworfen wurden.
Der wahrscheinlich intimste Moment der Nacht ist Madonnas Interpretation
von „Like A Virgin“. Halb nackt und nassgeschwitzt steht die 53-jährige
Pop-Titanin einsam auf der Bühne und singt mit gebrochener Stimme im
Walzer-Rhythmus, während ihr später ein Tänzer ein Korsett anlegt, welches
ihr ekstatisch die Luft zuschnürt, und sie danach fallen lässt. Auf ihrem
Rücken steht, wie tätowiert: No fear.
Madonna geht nicht zaghaft mit sich um. Beim Tanzen gibt sie alles und man
erkennt an ihrem Gesicht, dass es sie mehr Mühe kostet, als die 30 Jahre
jüngeren Tänzer. Bei anspruchsvolleren Choreographien, singt sie weniger
live, bei langsameren Stücken wie „Masterpiece“ zeigt sie, dass sie es
kann. Kurz nach Mitternacht und wie gewohnt ohne Zugabe endet mit
„Celebration“ eine extravagante Pop-Show, in der Madonna nicht den Anschein
erweckt, als ob sie sich bald vom Showbusiness verabschieden würde. Warum
auch? Denn was sie dort auf der Bühne macht, macht sie verdammt gut.
## Weitere Termine der „MDNA“-Tour in Deutschland: 30.06.12 Berlin,
10.07.12 Köln.
29 Jun 2012
## AUTOREN
Modest Adam
## TAGS
Madonna
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