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# taz.de -- Ice Age 4: Zu Wasser, zu Lande und aus der Luft
> „Ice Age 4“ setzt auf eine Achterbahnfahrt statt auf Charaktertiefe.
> Achtung, Spoiler! – soweit das bei aller Vorhersehbarkeit des Films
> möglich ist.
Bild: Die Herde zu Wasser.
Eine sehr seltsame Mischung aus überbietendem Weiterdreh und einer
losgelassenen, stellenweise geradezu potlatschartig mit Einfällen um sich
werfenden Fantasie ist dieser Film.
In die „krasseste Herde, die man je gesehen hat“ aus Mammut, Faultier und
Säbelzahntiger („Ice Age 1“) wird nun nach Frau („Ice Age 2“) und
komplettierter Kleinfamilie („Ice Age 3)“ eben auch die Großfamilie
integriert. Sid bekommt eine Oma. Mannis Tochter Peaches ist in die
Pubertät gekommen. Und Diego, der Tiger, erkämpft sich nun auch seine
Partnerin.
Aber als ob die Macher von „Ice Age 4“ von diesem
Großfamilienkomplettierungsprogramm selbst gelangweilt gewesen wären, haben
sie darüber eine Nummernrevue aus Action- und Gesangsszenen gelegt, die
diese Episode vor allem unglaublich rasant werden lässt.
Da treffen die Helden auf eine total süße Nagetierarmee, die zu Lande, zu
Wasser und aus der Luft angreift. Als Gegenspieler gibt es einen Orang-Utan
als Piratenkapitän mit halbdebiler Mannschaft, für den die Skriptautoren
bestimmt viel „Peter Pan“ geguckt haben. Und im Unterschied zum ersten und
teilweise auch zum dritten Teil kommt man gar nicht dazu, sich in Details
wie besonders sorgfältig animiertes Fell oder hintergründigen Humor zu
verlieben, weil diesmal alles wahnwitzig schnell geht.
## B-Strang-Pubertätsdrama
Slapstickszene folgt auf Nummernrevue folgt auf B-Strang-Pubertätsdrama
folgt auf Seeschlacht zwischen zwei zu Piratenschiffen ummodellierten
Eisschollen. Statt auf Charaktertiefe setzt das Drehbuch diesmal stark auf
die Dramaturgie einer Achterbahnfahrt.
Natürlich kann man das Ergebnis gut weggucken, zumal wenn man sowieso 50
Euro über und an einem Samstagnachmittag Kinder zu bespaßen hat. Aber die
Nachhaltigkeit des ersten Teils wird ganz und gar nicht mehr erreicht. Was
fehlt, ist die fast tragische Ebene, mit der in dieser Serie zunächst noch
der Witz ausbalanciert worden ist.
Manni, ein durch den Verlust seiner ersten Familie traumatisierter Koloss.
Sid, der von seiner eigenen Familie verstoßen wurde. Ellie, die Mammutfrau,
ein seine Verlorenheit durch Wirklichkeitsverschiebungen kompensierendes
Waisenkind. Solche psychologische Tiefe und Wärme haben sich die
Computeranimateure nun geschenkt. Dabei wären sie gut möglich gewesen.
## Nicht fühlbar, nur abgehakt
So wird Sid diesmal anfangs von seiner Familie besucht, aber nur, damit sie
ihm Oma aufhalsen und dann schnell wieder das Weite suchen kann. Aber die
Gemeinheit dessen wird nicht fühlbar gemacht, sondern nur abgehakt. Und die
Traurigkeit von Louis, dem Maulwurfigel, der eben mehr sein will als
Peaches Kumpel und bester Freund, darf sich nur angedeutet entfalten.
So absehbar wie hübsch ist manchmal, was den Machern zu Scrat, der
Eichratte, einfällt. Diese Mischung aus Pausenclown und Sisyphos, das der
Haselnuss hinterjagt wie wir Menschen dem Glück, war eine der ganz großen
Erfindungen des intelligenten Animationsfilms der Nullerjahre. In diesem
Teil trifft er auf Atlantis – er lässt es, klar, untergehen.
## „Ice Age 4“. USA 2012, 86 Min.
5 Jul 2012
## AUTOREN
Dirk Knipphals
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