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# taz.de -- Park am Gleisdreieck: Alternative unterm Baum
> Im Hype um das Tempelhofer Feld gerät fast in Vergessenheit, dass es seit
> letztem Herbst auch den Park am Gleisdreieck gibt: schattig, begrünt -
> und nicht überfüllt.
Bild: Pappelsamenregen überm Gleisdreieck.
Auf den ersten Blick scheint die Wiese fast leer: Auffällig sind die Inseln
aus Gänseblümchen, nur vereinzelt liegen Pärchen, Familien und Singles auf
der Grünfläche. Andere haben sich in den Schatten von Bäumen und Sträuchern
zurückgezogen. Von Überbelegung kann am Sonntagmittag im Park am
Gleisdreieck keine Rede sein.
„Auf jeden Fall ist dieser Park etwas besonderes“, sagt Peter Vogel, der
mit seiner Familie gekommen ist und in der Nähe wohnt. „Auf dem Tempelhofer
Feld gibt es mir zu viel Beton, hier ist es lauschiger und es gibt sogar
ein Wäldchen.“ Für die Kinder seien die ab und zu passierenden Züge des
Technikmuseums zudem eine „Gaudi“. Auch Claudia Albert lobt den Park. „Ich
komme jeden Tag hierher, zum Joggen, zum Lesen, zum Feiern“, sagt die
Bewohnerin der Bautzener Straße. Durch die Öffnung des Gleisdreiecks sei
die Lebensqualität im Viertel gestiegen. Albert mag auch das Tempelhofer
Feld, über das sie jeden Tag zur Arbeit radelt und öfters mal zum Grillen
geht. „Andererseits fehlen mir da die Bäume.“
Mit ihren 17 Hektar hat die Parkfläche am Gleisdreick nur einen Bruchteil
des riesigen Flughafengeländes von über 300 Hektar. Abwechslungsreich ist
der Park zwischen Yorck- und Möckernstraße trotzdem, neben der Wiese gibt
es einen Spielplatz und riesengroße Schaukeln. Auffällig ist vor allem das
üppige Grün, von dem das ehemalige Güterbahnhofsgelände überzogen wird.
Besonders deutlich wird dies beim Spaziergang durch das „Wäldchen“, das von
der Wiese in Richtung Westen geht. Von der Sommerhitze keine Spur,
stattdessen spenden die aus den uralten Gleisbetten emporwachsenden Bäume
kühlen Schatten. In der Luft liegt ein feucht-frischer Waldgeruch.
Wo die Nord-Süd-Bahn das Ende des Parks markiert, befindet sich eine Bowle,
eine mit Kunststoff ausgelegte Grube für Skater und Skateboarder. „Heute
ist es hier ziemlich ruhig“, sagt der aus Pankow angereiste Florian mit
Blick auf die etwa zehn Leute die sich abwechselnd in die Bowle stürzen. An
anderen Tagen könnten schon mal an die hundert kommen, immerhin sei das die
beste Anlage der Stadt.
Auf der Wiese haben sich ein paar Jugendliche versammelt. Sie tragen
schwarze Perücken mit rot-gelben Hörnern und kupfergrün geschminkten
Gesichtern und Armen. „Wir sind alle Figuren aus dem Webcomic Homestuck“,
sagt ein 18-jähriges Mädchen mit blonder Perücke und künstlichen
Blutspuren. „Also ein Heimsteckwelttreffen“, sagt ihre Kumpanin und
kichert. In den Park ans Gleisdreieck sind die Jugendlichen gekommen, um
sich zu fotografieren. Eine 16-Jährige gibt Gamzee Makara, einen bekifften
Troll: „Das ist hier ein super Hintergrund mit den Gleisen und der
Bahnstrecke“, sagt sie nuschelnd mit ihrem Vampirgebiss. „Uns erinnert die
Umgebung an eine verlassene Welt und das passt gut zu dem Webcomic.“
8 Jul 2012
## AUTOREN
Johannes Kulms
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